Dekanat Rheingau-Taunus

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250 Jahre Kirche NIedermeilingen

„Jeder Zentimeter atmet Geschichte“

(c) KirchengemeindeEvangelische Kirche NiedermeiligenEvangelische Kirche Niedermeiligen

Die Evangelischen Christen in Niedermeilingen haben mit einem Festgottesdienst das 250-jährige Bestehen ihres Gotteshauses gefeiert. Dekan Klaus Schmid sagte sichtlich beeindruckt in seiner Festpredigt: „In dieser Kirche atmet jeder Stein, jeder Zentimeter Geschichte.“ Die Kirche erinnere an so vieles, was hier in der Region und im Land geschehen sei. Die Kirche in Niedermeilingen könne viel erzählen von Freude und Leid, von Flucht und Vertreibung, von Krieg und Frieden.

(c) DekanatEin Engel schaut auf das Wort Gottes (geöffnete Bibel)Ein Engel schaut auf das Wort Gottes (geöffnete Bibel)

Günther Schneider und Pfarrer Klaus Simon hatten im Vorfeld der Feierlichkeiten akribisch die Geschichte der Kirche und somit auch der Region zusammengetragen. Im 12. Jahrhundert, berichtete Dekan Schmid, lebten in Niedermeilingen gerade mal 15 Familien. Und man sei entweder zum Kloster Gronau oder zum Kloster Altenberg in den Gottesdienst gegangen. „Damals wurden die sonntäglichen Gottesdienste noch als heilsame Unterbrechungen des ansonsten beschwerlichen und mühsamen Alltags wahrgenommen.“ 1338 wurde dann erstmals in Niedermeilingen eine Kirche gebaut und zwei Jahre später eingeweiht. Und sie hatte wohl schon eine Orgel, eigentlich undenkbar für die Zeit, „denn eine Orgel war sündhaft teuer“, erklärte Schmid. Anschließend sei man aber mit der Instandhaltung der Kirche wohl sehr nachlässig umgegangen, denn ein heftiger Windstoß brachte 1765 die schwer sanierungs- und renovierungsbedürftige Kirche zum Einsturz.

Kapitän des Militärs baute zweite Kirche

Für die Menschen in Nieder- und Obermeilingen sei dies eine Katastrophe gewesen, kann man den Archiven entnehmen. Und so sei sehr schnell, unter der Leitung des Kapitäns der Artillerie Wetzel auf Feste Rheinfels, eine neue Kirche errichtet und am 3. September 1769 eingeweiht worden. „Den Namen des damaligen Pfarrers finden sie übrigens noch heute an der Kanzel, er hat sich dort verewigt. Johann Heinrich Funk“, sagte Schmid schmunzelnd. „Warum ein Kapitän, Offizier einer Festung am Rhein, also ein Militär, eine Kirche hier erbauen sollte, konnte bisher niemand herausfinden“, sagte Schmid.

Eine der Kirchenglocken erinnere mit ihrem Namen noch heute an die alte, erste Kirche, die „Stephanuskirche“. Auch in die neue Kirche wurde wieder eine Orgel eingebaut. „Und zwar nicht von Irgendjemandem, sondern eine Schöler-Orgel, der Rolls Royce unter den damaligen Orgelbauern. Die Gemeinde ließ es sich etwas kosten zu einer Zeit, als nur ganz wenige Gemeinden überhaupt ein solches Instrument besaßen“, staunte Klaus Schmid.

Engel tragen Folterwerkzeuge weg

Die Kriege und der Zahn der Zeiten hinterließen sowohl in Meilingen als auch an der Kirche ihre Spuren. Es folgten etliche Renovierungen und (elektrische) Neuerungen. Bei der letzten Renovierung 2015, kamen die ursprüngliche Farbgebung und somit auch die Wandgemälde mit Engeln deutlich sichtbar zum Vorschein. Engel, die allesamt Folterwerkzeuge in den Händen halten und auf die Bibel verweisen, die hinter der Orgel zu sehen ist. Das bedeute, dass „das Heilswerk Christi vollbracht ist. Seine Folterung durch die Römer, seine Kreuzigung und sein Tod. Wie in der Bibel beschrieben. Und die Marterwerkzeuge bringen die Engel jetzt weg, weil es ihrer nicht mehr bedarf. Die Erlösung der Welt durch Christus am Kreuz ist ein für alle Mal vollbracht“, erklärte der Dekan.

Kirche ein „Denk-Mal“

Die Kirche in Niedermeilingen sei ein „Denk-Mal“ und rege an innezuhalten und nachzudenken. Über all die Menschen, die hier im Lauf der Geschichte ein- und ausgegangen seien, denen dieser Ort so wichtig war, dass sie ihn zweimal wieder aufbauten. Über die Generationen von Meilingern, die hier getauft, konfirmiert und verheiratet wurden. Und um die hier getrauert wurde. Menschen, die hier Stärkung für das Leben erfuhren, Trost und neuen Mut. Die hier lachten und weinten. Und daran, wie wir selbst in den Lauf der Geschichte eingebettet seien.

 

„Denk mal nach über dein Leben, über deine Prioritäten“, forderte Schmid die Besucher im Gottesdienst auf. „Über das, was dir wichtig ist. Wo du deine Schwerpunkte im Leben setzt. Wem Du im Leben was verdankst und dass Du Dir Dein Leben nicht selbst gegeben hast, sondern Du aus Gottes Gnade lebst. Denk mal nach, was Du in deinem Leben anderen Menschen verdankst. Und was Gott, der dir dein Leben geschenkt hat, der dich so gemeint hat, wie du bist, der dich annimmt ohne Vorbedingungen und der in der Taufe versprochen hat, bei dir zu sein, egal was kommt.“

Christen müssten für den Frieden in der Welt, für die Liebe zu Gottes Menschen tätig sein, so der Dekan. Angesichts der Prognostizierung von sinkenden Mitgliederzahlen und dem Jammern über den Verfall von christlichen Werten, helfe es weder die alten Zeiten zu romantisieren, noch in blinden Aktionismus zu verfallen. Viel wichtiger sei es, im Vertrauen auf Gottes Geist in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, den Glauben zu leben. „In der Kirche und unserer Welt. Auch die nächsten 250 Jahre.“

Die Niedermeilinger Kirche solle ein Ort bleiben, an dem Menschen zusammenkommen und über ihr Leben nachdenken. „Verstehen, dass nicht alles im Leben einfach machbar ist, sondern so vieles geschenkt worden ist. Dankbar werden für alles, was ihnen von Gott geschenkt ist. Ein wirkliches Denkmal, eine Aufforderung zum Nachdenken.“

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