Dekanat Rheingau-Taunus

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Muskelkater und fröhliche Atmosphäre

(c) DekanatHoch hinaus geht es bei der Turmbesteigung. enge Holztreppen, viel Gebälk.Hoch hinaus geht es bei der Turmbesteigung

Der Andrang zur Besteigung des Kirchturms der Heftricher Pfarrkirche reißt an diesem Abend nicht ab. Zeitweise bilden sich lange Schlangen vor der kleinen Tür zum Turm. Viele der über 100 Besucher wollen einen Blick ins Innere des Turmes aus dem 18. Jahrhundert werfen. Marc Eisele führt die Besucher in Gruppen ganz nach oben zu den Glocken. Turmbesteigungen sind erfahrungsgemäß ein Renner bei der Nacht der Kirchen in und um das Idsteiner Land.

Zu bestaunen ist auch das alte, noch funktionstüchtige mechanische Uhrwerk. „Das haben wir sicherheitshalber behalten“, sagt Kirchenvorsteher Eisele schmunzelnd.

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„In der Nacht der Kirchen verwandelt sich die Kirche. Hier wird gegessen und getrunken, Musik, Andacht und Turmbesteigungen finden statt und Menschen begegnen sich“, sagt Pfarrer Johannes Seemann beim Eingangsgebet der 7. Nacht der Kirchen. „Das Konzept geht noch immer auf“, freut sich auch Marc Eisele. „Die Kirche vor Ort in einem anderen Kontext zu erleben. Es war so eine ausgelassene und friedliche Stimmung!“ „Es waren deutlich mehr Besucher da, als 2018“, ergänzt Beate Demmer von der Kirchengemeinde Heftrich und Bermbach. „Das Essensteam kam durch den Ansturm ganz schön ins Schwitzen - hat aber "nachproduziert" und die Herausforderung bravourös gemeistert“, bedankt sich Pfarrer Seemann für das große ehrenamtliche Engagement. 

Erstmals Kälte und Regen

Die 11 Kirchen von Niederselters bis nach Idstein trotzen dem „useligen Wetter“ an diesem Abend. In Heftrich und auch an anderen Orten hat man kurzerhand alles in die Kirche verlegt. Der fröhlich-freudigen Atmosphäre tut das keinen Abbruch.  Atelieraureus“ postet noch am Abend auf Instagram: „Die Stimmung in Panrod ist immer super!“ Faszinierend sei das Wunschkonzert von Organist und Musiker Torsten Gerhard, der auf Zuruf jedes Lied - von „Ich war noch niemals in New York" bis „Großer Gott, wir loben dich" an der Orgel anstimmte. Merle Rupprecht verwandelte danach die kleine Panröder Kirche in eine Gospelkirche mit Klatschen, Tanzen und Gesang. Die letzten Besucher verlassen den Ort erst weit nach Mitternacht. „Die Nacht der Kirchen war  ein Erfolg!“, stellt Pfarrer Jürgen Noack fröhlich fest.

In St. Thomas in Waldems-Esch dringen rhythmische Klänge aus dem Kirchsaal nach draußen. Während unten die selbstgemachten Crêpes in den höchsten Tönen gelobt werden, leitet Anette Koch aus Esch eine Gruppe von etwa 14 Menschen beim Percussionworkhops an. Mehr als gedacht. Zunächst werden Finger und Hände aufgewärmt, dann wird geklatscht, Klanghölzer und Glocken ausprobiert, bis schließlich Congas, Bongos, afrikanische Djembe (mit Ziegenfell bezogenen Trommeln) und ein Cajon zum Zuge kommen. An diesem Abend wird den Teilnehmenden ein Rhythmus aus Ghana beigebracht, der Kpanlogo. Auch hier herrscht eine ausgelassene und fröhliche Stimmung, alle sind mit viel Begeisterung dabei.

„Geistliches und Feuriges“ in Niederselters

In der Christuskirche in Niederselters verteilt Pfarrerin Helge Stöfen gerade einen Obstbrand aus Feige, Birne und Apfel mit dem Namen „Fruchtzauberwiese“, passend zum Garten Eden. „Unter dem Motto „Geistliches und Feuriges“ serviert sie vier Spirituosen aus dem Bayrischen und verbindet diese mit Geschichten zur Bibel. Wie Gott beispielsweise neben Adam im Garten Eden sitzt und gegen den „Funken Einsamkeit“ in seinen Augen Tiere und letztlich Eva entstehen lässt. „Danach löste sich die Einsamkeit in Luft auf“, so Stöfen. Sie erzählt vom Leben in den Klöstern, dem Fasten der Mönche und wie raffinierte Fastenspeisen entwickelt wurden, damit sie ihr hartes Mönchsleben durchhalten konnten. Passend dazu serviert Helge Ingrid Stöfen einen warmen Bierlikör mit Sahne.

Abschließend geht sie über zur „freudig-fröhlichen Höllenfahrt“ und berichtete von einem fiktiven Dialog zwischen dem Versucher und Gott. „Dein Konzept des Lebens ist zu komplex“, sagt der Teufel zu Gott. Er bevorzuge die Einseitigkeit und einfachen Lösungen  und liebe das Schwarz-Weiß Denken und entschwindet als Redner zu einer Demo. „Ich habe den Menschen den Regenbogen gegeben, das Leben ist nicht einseitig“, sinniert Gott. „Ich glaubte an euch“, sagt er mit Blick zu den Menschen. Stöfen serviert dazu ein Pandurenfeuer mit 50% Volumenprozent.

Zu Nachtschlafender Zeit verzaubert Feuerartist Elias Fehr die Besucher mit seinen Feuerfackeln mit artistischen Bewegungen.

„Ich bin noch ganz voll der vielen Eindrücke des heutigen Abends“, sagt Helge Ingrid Stöfen zum Ausklang der Nacht der Kirchen. So wie Pfarrerin Helge Stöfen geht es vielen, die die Nacht der Kirchen wieder angestoßen haben. „Schön war es, dass wir so viele Konfis bewegen konnten zu kommen und die Gemeinde  einmal ganz anders wahrnehmen konnten“, freut sich auch Marc Eisele aus Heftrich, der am nächsten Tag sicherlich Muskelkater von den Turmführungen hatte. Viele der Beteiligten „stehen noch etwas ungläubig unter diesen starken Eindruck“, den die Nacht der Kirchen hervorgerufen habe.

Turmbesteigungen, Illuminationen, Feuerakrobatik, Kino und viel Musik

Nacht der Kirchen am, 13. September im und um das Idsteiner LandNacht der Kirchen am, 13. September im und um das Idsteiner Land

Nach sechs Jahren kehrt die „Nacht der Kirchen“ wieder in und um das Idsteiner Land zurück. Am 13. September findet von 19 Uhr bis Mitternacht die insgesamt „7. Nacht der Kirchen“ in der Region statt. 15 Kirchengemeinden bieten an zehn Orten ein breites Angebot von Erlebnis-Kirche mit Turmbesteigungen, beleuchteten Kirchen, Feuerartistik, einem illuminierten Labyrinth oder einer Feuerwehrolympiade für Kinder an. Überall finden sich auch Genuss-Kirchen, mit gemeinsamen Abendessen, einer besonderen Spirituosenprobe und es gibt viel Musik. Aber auch Kino, Kabarett sowie Taizé sowie Stille finden sich auf dem Programm.

(c) Dekanat /C. WeiseFeuerkünstler FitsumFeuerkünstler Fitsum

„Feuer und Geist“ und Kabarett im Norden

Gemeinsamer Beginn ist um 19 Uhr. In Niederselters, dem nördlichsten Punkt der Nacht, steht bei der Evangelischen Kirchengemeinde Niederselters alles unter dem Titel „Feuer und Geist“. Die Jugendfeuerwehr bietet eine Olympiade für Kinder an, der Gebärdensingchor „Manivolanti“ lädt unter dem Titel „Feuer und Geist“ zu einem, Mitmachkonzert ein. Später gibt es am Lagerfeuer Geschichten sowie „Brot und Speisen vom Feuer“. Zu später Stunde begeistert dann der Feuerkünstler „FeuerFehr“ mit seiner Feuerartistik. In der in Sichtweite liegenden katholischen Kirche St. Christophorus kann man gemeinsam Taizélieder singen, anschließend spielt Heinz Seidel nachdenkliche Lieder von Reinhard Mey, Adamo, Udo Lindenberg oder auch Andreas Bourani.

In der Martinskirche in Bad Camberg erwartet die Besucher neben dem Kinderchor „die Sternchen“ unter anderem „Kulinarisches vom Grill“ sowie das Kabarett „EKHN“ mit dem Veeh-Harfen-Quartett „Hafenart“.

Kinoatmosphäre und Kirchenführung im Dunkeln

In Beuerbach kann man gemeinsam bei Popcorn und Getränken Kinoatmosphäre genießen. Im benachbarten Panrod erklingt viel Musik an diesem Abend: Unter anderem mit dem Projektchor mit Merle Ruprecht und dem Posaunenchor Strinz-Breithardt. Zudem feiern Jürgen Noack und Organist Thomas Gerhard 500 Jahre Gesangbuch.

In Reinborn dreht sich alles um das 300-jährige Jubiläum der kleinen Kirche an der 1000-jährigen Linde. Zu Beginn der Nacht lädt die Gemeinde zu einem Empfang ein, mit Musik und vergnüglichen Geschichten zur Kirchenhistorie. Anschließend ist gemeinsames Abendessen. Später bietet die Gemeinde eine interaktive Kirchenführung im Dunkeln an. Zwischendurch erklingt Musik im wunderschön erleuchteten Gotteshaus. Bereits am Nachmittag können Besucher ein Labyrinth bauen, das nachts mit Kerzen beleuchtet wird oder an Erkundungstouren oder meditativen Spaziergängen teilnehmen.

After-Work-Gottesdienst

In Esch feiern Evangelische und Katholische Christen gemeinsam in der Kirche St. Thomas einen „After-Work-Gottesdienst“, mit aktuellen Themen, einer Band und Liedern, „die die Nacht himmlisch einläuten.“ Danach kann man sich den ganzen Abend bei Essen und Trinken stärken, an einem Percussions-Workshop teilnehmen, Psamlieder hören oder bei Taizétänzen mitmachen. Zur Nacht hin erklingen Lieder, die die Welt veränderten, von Rock-Pop bis Taizé, zum Mitsingen.

In Heftrich kann man etwas für seine Kondition tun, denn dort wird jede Stunde eine Turmbesteigung angeboten. Eine seltene Gelegenheit, um die Region mal aus einer anderen Perspektive zu betrachten. Dazwischen gibt es Film-Musik, Unterhaltungsmusik des Streicherensembles „frisch gestrichen“ sowie Streicher und Flötenmusik. Auch hier sind für Speisen und Getränke gut gesorgt.

Nach dem traditionellen Abendgebet (19 Uhr), mit der Gelegenheit sich persönlich segnen zu lassen, wird in der Idsteiner Unionskirche Graf Johannes persönlich den Besucherinnen und Besuchern „gerne sein Kirchlein mit den Kunstschätzen interessierten Besuchern näherbringen.“ Ab 20 Uhr kann dann im Gemeindehaus „mit den Füßen gebetet“ werden, bei Kreistänzen aus aller Welt.

Um die Lukaskirche in Wörsdorf bietet die Gemeinde den ganzen Abend hindurch Speisen und Getränke vor der Kirche an, zwischendurch singt der gemischte Chor aus Wörsdorf. In Wallrabenstein öffnet die Kirche ihre Pforten für die Menschen, die am Abend die Ruhe und Stille suchen.

Der Eintritt zu allen Veranstaltungen ist frei. 

 

 

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