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Gedanken zum Tag 17. März 2020

"Dankbarkeit ist das Gedächtnis des Herzens"

Sehr gemischt sind in diesen Tagen unsere Gefühle. Da sind Sorgen existentieller Art um Job, Einkommen und die eigene Gesundheit. Sorgen um Mitmenschen, darüber wie weit der Staat noch in unsere Freiheiten eingreifen wird; Fragen, wann der Spuk wohl vorbei ist, ob Reisen oder Events stattfinden können – im Mai, im Juni oder erst im Herbst!? Viele (er)tragen die Gesamtsituation mit Humor oder einer gehörigen Portion Sarkasmus, durch Musizieren, Videokonferenzen und Spaziergängen – natürlich mit viel Abstand zum nächsten Passanten. Andere macht die Situation weinerlich oder aggressiv oder ignorant oder aber kreativ. Krisen bieten viel Raum für Negatives, vor allem aber auch für Gutes und Schönes.

 von Pfarrerin Dr. Daniela Opel-Koch

Liebe Leserin, lieber Leser!

Sehr gemischt sind in diesen Tagen unsere Gefühle. Da sind Sorgen existentieller Art um Job, Einkommen und die eigene Gesundheit. Sorgen um Mitmenschen, darüber wie weit der Staat noch in unsere Freiheiten eingreifen wird; Fragen, wann der Spuk wohl vorbei ist, ob Reisen oder Events stattfinden können – im Mai, im Juni oder erst im Herbst!? Und vor allem: Gibt es wirklich genug Nahrungs- und Hygieneartikel? Viele (er)tragen die Gesamtsituation mit Humor oder einer gehörigen Portion Sarkasmus, durch Musizieren, Videokonferenzen und Spaziergängen – natürlich mit viel Abstand zum nächsten Passanten. Andere macht die Situation weinerlich oder aggressiv oder ignorant oder aber kreativ. Krisen bieten viel Raum für Negatives, vor allem aber auch für Gutes und Schönes.

Am Montag war ich mittags für meine Mutter einkaufen. Vor dem Milchregal fand ich einen erschöpften, mit sich selbst redenden Mitarbeiter vor: „Was soll das?! Es ist noch nicht einmal 12 Uhr und das ganze Regal ist leer. Die Leute drehen alle durch.“ Spontan sagte ich zu ihm: „Vielen Dank, dass Sie hier die Fahnen hoch halten und Ihren Job machen.“ Etwas irritiert guckte er mich an und murmelte nur: „Muss ja.“

In einem schwedischen Sprichwort heißt es: Dankbarkeit ist das Gedächtnis des Herzens. Ein wichtiger, leiser und kluger Satz. Dankbarkeit ist das Gedächtnis des Herzens. Will sagen: Wer nicht vergisst, was ihm Gutes widerfährt, ist ein dankbarer Mensch… Und das ist gerade jetzt in der Corona-Krise total wichtig. Wenn es schon häufig im (vermeintlich) sicheren Alltag schwer ist, dankbar zu sein, wie viel schwieriger ist es jetzt – in der Zeit der Sorge, der Angst, des Frustes, der Not und Unzufriedenheit?! Aber vielleicht hilft uns diese globale Episode

dazu, uns einmal zu besinnen, wie wertvoll und wichtig manche Dinge sind, die wir sonst als selbstverständlich hinnehmen!?

Dazu leitet uns Vers 2 aus Psalm 103 an: „Lobe den Herrn meine Seele und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat.“ Und ist es nicht so? Je dankbarer ich auf mein Leben schaue, desto glücklicher bin ich auch. Je öfter ich gerade jetzt bewusst darauf schaue, wofür ich danken kann, desto leichter wird die Gesamtsituation vielleicht zu bewältigen.

Eine kleine Geschichte unterstützt diesen Gedanken, die Geschichte eines Grafen, der sehr alt wurde, weil er sein Leben genoss. Der Graf ging nie aus dem Hause, ohne sich zuvor eine Hand voll Bohnen einzustecken. Er tat dies nicht, um die Bohnen zu essen. Er steckte sie ein, um mit ihnen die schönen Momente des Tages bewusst wahrzunehmen und um sie besser zählen zu können. Jede gute Kleinigkeit, die er erlebte – z.B. einen fröhlichen Plausch, das Lachen seiner Kinder, ein gutes Essen, ein sprudelndes Bad, eine Tasse duftenden Tees – für alles, was ihn erfreute und dankbar werden ließ, steckte er eine Bohne von der rechten in die linke Jackentasche. Manchmal waren es gleich zwei oder drei. Abends saß er dann daheim auf seinem Sofa uns zählte die Bohnen aus der linken Tasche. Er genoss diese Minuten. So führte er sich vor Augen, wie viel Gutes ihm widerfahren war. Er freute sich und dankte Gott. Und sogar an einem Abend, an dem er lediglich eine Bohne zählte, war der Tag gelungen – hatte es sich doch zu leben gelohnt.“

Liebe Leserin, lieber Leser. In diesen Tagen, in denen wir so oft die Stirn runzeln, die Augen zusammenkneifen und unser Herz schneller schlägt, hilft uns diese Art der Dankbarkeit vielleicht, ein wenig entspannter oder positiver in die ungewissen kommenden Wochen zu blicken. Natürlich müssen es keine Bohnen sein; auch Glasmurmeln oder Münzen erfüllen diesen Zweck.

Gerade in angespannten Zeiten sind wir eingeladen, uns selbst ein Geschenk zu machen: Nämlich uns am Ende eines Tages daran zu erinnern, was uns froh machte, wofür wir dankbar waren. Momente, die uns am Abend ein Lächeln ins Gesicht zaubern. Gestern Abend waren dies für mich: die vielen farbenfrohen Blüten im Garten, eine freundliche Email, meine Mutter gesprochen zu haben, meinen Mann auf dem Klavier spielen gehört zu haben, mit meiner Tochter gelacht zu haben.

Der Psalmbeter von Psalm 103 weiß das in folgende Worte zu fassen: „Danket dem Herren, denn er ist freundlich und seine Güte währet ewiglich.“

Zum Beten (Psalm 103 nach Luther)

„1 Von David. Lobe den HERRN, meine Seele, und was in mir ist, seinen heiligen Namen! 2 Lobe den HERRN, meine Seele, und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat: 3 der dir alle deine Sünde vergibt und heilet alle deine Gebrechen, 4 der dein Leben vom Verderben erlöst, der dich krönet mit Gnade und Barmherzigkeit, 5 der deinen Mund fröhlich macht und du wieder jung wirst wie ein Adler. 6 Der HERR schafft Gerechtigkeit und Recht allen, die Unrecht leiden. 7 Er hat seine Wege Mose wissen lassen, die Kinder Israel sein Tun. 8 Barmherzig und gnädig ist der HERR, geduldig und von großer Güte. 9 Er wird nicht für immer hadern noch ewig zornig bleiben. 10 Er handelt nicht mit uns nach unsern Sünden und vergilt uns nicht nach unsrer Missetat. 11 Denn so hoch der Himmel über der Erde ist, lässt er seine Gnade walten über denen, die ihn fürchten. 12 So fern der Morgen ist vom Abend, lässt er unsre Übertretungen von uns sein. 13 Wie sich ein Vater über Kinder erbarmt, so erbarmt sich der HERR über die, die ihn fürchten. 14 Denn er weiß, was für ein Gebilde wir sind; er gedenkt daran, dass wir Staub sind. 15 Ein Mensch ist in seinem Leben wie Gras, er blüht wie eine Blume auf dem Felde; 16 wenn der Wind darüber geht, so ist sie nimmer da, und ihre Stätte kennet sie nicht mehr. Die Gnade aber des HERRN währt von Ewigkeit zu Ewigkeit über denen, die ihn fürchten, und seine Gerechtigkeit auf Kindeskind  bei denen, die seinen Bund halten und gedenken an seine Gebote, dass sie danach tun. Der HERR hat seinen Thron im Himmel errichtet, und sein Reich herrscht über alles. Lobet den HERRN, ihr seine Engel, / ihr starken Helden, die ihr sein Wort ausführt, dass man höre auf die Stimme seines Wortes! Lobet den HERRN, alle seine Heerscharen, seine Diener, die ihr seinen Willen tut! Lobet den HERRN, alle seine Werke, / an allen Orten seiner Herrschaft! Lobe den HERRN, meine Seele!“

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