Jahresempfang
Zeitreise ins Jahr 1520 an den Küchentisch Luthers
(c) DekanatKatharina und Martinus (Renate Kohn und Uwe Hausy)05.03.2017 cw Artikel: Download PDF Drucken Teilen Feedback
(c) DekanatGruppenbild mit LutherEs war der erste Empfang des fusionierten Dekanats Rheingau-Taunus.
Die szenische Lesung, die Kohn und Hausy extra für den Abend erstellt hatten, war gespickt mit Original-Zitaten des Reformators und seinem Ringen um den richtigen Glauben, sowie den klugen und liebevollen Gedanken seiner Frau Katharina.
Gert Zimanowski gelang es mit seiner Musik, den Text und die Atmosphäre „hervorragend miteinander zu verweben“, so Präses Patricia Garnadt. Die Lesung gab rührende Einblicke in die Gedanken- und Gefühlswelt der beiden Protagonisten. Das Stück strahlte viel an Selbstironie und Witz aus und zeigten, wie aktuell die Gedanken und Worte Luthers heute noch sind: „Frieden kann man nicht suchen, sondern man muss ihn stiften und machen“, stellte Katharina von Bora fest. „Und das jeden Tag neu“, seufzte Martin Luther. „Aber den Frieden kauft man nie teuer, denn er bringt dem, der ihn kauft, großen Nutzen.“
Angebote der Diakonie hätten auch Luther geholfen
Die stellvertretende Leiterin des regionalen Diakonischen Werkes Rheingau-Taunus, Ulrike Gürlet, gewährte schon bei ihrer unterhaltsamen Begrüßung die sieschmunzelnd als Werbeblock bezeichnete, einen ersten Einblick in das Wesen Luthers. „Heute hätten wir Luther unter anderem als einen Mann mit Wahnvorstellungen gesehen“, sagte sie, etwa weil er mit dem Teufel gerungen habe und ein Tintenfass nach ihm geworfen haben soll. „Wir hätten ihn deshalb zur psychosozialen Beratungsstelle geschickt.“ Auch Katharina hätte durchaus Anlaufstationen bei der Diakonie gefunden, nicht nur im Alter, als sie als Witwe arm und mittellos wurde, sondern auch, als sie ihre erste Schwangerschaft lange zu verbergen versuchte. „Da hätten wir ihr unsere Schwangerschaftskonfliktberatung angeboten“, so Gürlet.
Kirche soll weiter „für Menschen kämpfen“
Im Interview zwischen Dekan Klaus Schmid, Propst Oliver Albrecht und dem scheidenden Landrat Burkhard Albers, betonte dieser, welche wichtigen gesellschaftspolitischen Aufgaben die Kirchen in seinen Augen hätten. Seien es in der Flüchtlingsarbeit, der Arbeit mit Menschen, die am Rande der Gesellschaft stünden oder auf anderen sozialen Gebieten. „Diakonie und Kirche sind beide stets ein zuverlässiger und streitbarer Ansprechpartner für den Kreis.“
Zu den Verantwortlichen in Kirche und Diakonie sagte er: „Ich bitte Sie, kämpfen Sie weiter für die, die nicht mehr kämpfen können.“ Dazu gehöre unbedingt auch die Bildung, die für Albers „das Wichtigste überhaupt ist“. Er selbst habe als Einziger in seiner Familie das Privileg gehabt, auf ein Gymnasium gehen zu dürfen und anschließend zu studieren. „Bildung ist der Schlüssel zu allem, was im Leben danach kommt“, so Burkhard Albers.
Propst Oliver Albrecht betonte „dass nicht nur zu Luthers Zeiten die Welt in einem desolaten und schwierigen Zustand“ sei. Das Leben sei immer desolat und schwierig. Die Aufgabe der Christen sei es, „Gott groß zu machen in dieser Welt und fröhlich die Veränderungen dieser Welt mitzugestalten.“ Das eigentliche Leben geht immer los, man könne nicht warten, bis die Probleme vorbei seien.“ Oft komme das Große sogar aus der Zerbrochenheit. In Anlehnung an den Glauben und die Zuversicht an Gott sagte er: „Das Letzte ist das, was uns trägt“, das Vorletzte kann uns nicht unterkriegen.
Luther soll endlich seinen Apfelbaum pflanzen
Mit einem Augenzwinkern nahm Luthers „Käte“ auch so manche Weisheit des Reformators aufs Korn, sehr zur Freude des Publikums. „Wenn ich im Mai eine Erbse in den frisch gegrabenen und geharkten Boden lege, dann ist das ein Gebet“, betont die einstige Nonne. Und wann er denn endlich seinen Apfelbaum pflanzen wolle, von dem so viel die Rede sei, fragte Katharina von Bora ihren geliebten Gatten. „Ich pflanze Apfelbäumchen und Pflaumenbäumchen und Birnbäumchen, ob die Welt nun untergeht oder nicht“, sagte sie schmunzelnd. Überzeugt stellte Katharina von Bora alias Renate Kohn fest: „Wenn man des Herrn Wort hören will, muss man nicht auf der Kirchenbank sitzen, zu mir spricht er auch in der Küche.“ Völlig verdient gab es am Schluss stehende Ovationen und viel Lob für Renate Kohn und Uwe Hausy und Musiker Gert Zimanowski.
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