Dekanat Rheingau-Taunus

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6. Nacht der Kirchen

„Zeit Gott und den eigenen Glauben neu zu entdecken“

(c) Dekanat /C. WeiseFeuerkünstler FitsumFeuerkünstler Fitsum

Liebevolle Betriebsamkeit herrscht noch rund um die Heftricher Pfarrkirche kurz vor Beginn der 6. Nacht der Kirchen“. Es werden immer mehr Kuchen und Häppchen für den Abend herangetragen. „Ich freue mich schon auf den Abend“, schreibt eine Besucherin in das Gästebuch. Über 100 Angebote gibt es an diesem Abend. Musik, Lesungen, Aktionen, Besinnliches und Kulinarisches oder die beliebten Kirchturmführungen.

Bildergalerie

Gospelprojektchor Illuminierte Kirche in Bechtheim Kerzenlabyrinth in Bechtheim Herzog Wilhelm und Graf Johannes in der Unionskirche Altes mechanisches Uhrwerk in Reichenbach
(c) Dekanat / ekhnIlluminierte Kirche in BechtheimIlluminierte Kirche in Bechtheim

Auch in Heftrich können die Besucher nach der Eingangsandacht den alten Turm hochklettern und dabei die Mitbewohner, die Falken, bestaunen.

Im Altarraum stehen Informationstafeln. Hier können sich Besucher über die Idsteiner Hexenverfolgung, 500 Jahre Reformation und über das neue Projekt „Q4“, das die Ortsteile der beiden Kirchengemeinden enger zusammenbringen soll, informieren. „Vier Orte – zwei Gemeinden – ein Geist“ ist das Motto dass die Kirchengemeinden Heftrich und Bermbach mit ihren Kröftel und Niederrod-Oberrod verbindet.

Die „Nacht der Kirchen“ sei eine Chance „Gott und seinen eigenen Glauben neu zu entdecken“, sagte Pfarrer Axel Mette in Heftrich. „Gott ist da“, zitiert er seinen Amtsvorgänger Markus Eisele. Damit könnten die Besucherinnen und Besucher den ganzen Abend rechnen, nicht nur in Heftrich. „Seien Sie offen für neue Entdeckungen und nutzen Sie die Kirche als Erfahrungsraum für den eigenen Glauben“, lädt Mette ein. Kirchenvorsteherin Beate Demmer hofft an dem Abend auf „viele Gelegenheiten zum Gespräch.“ Denen wolle man in dieser Nacht der Kirchen besonders viel Raum geben, sagt sie zur Eröffnung.

Turm- und Dachstuhlführungen

Die ersten Interessenten für die Turm- und Dachstuhlführung stehen schon an der Reichenbacher Kirchentür. „Möchten Sie ein Glas Sekt?“, wird man gefragt und schon schlendern die ersten Besucher mit Sekt oder Saftglas durch die Reichenbacher Kirche.

Mirko Reichenbach und Klaus Ziemer führen die ersten Neugierigen über engen Treppen an der Orgel vorbei in den Dachstuhl. „Immer schön auf den Balken bleiben, treten Sie nicht auf die Dämmung“, warnt Reichenbach die Besucher. Er zeigt ihnen das alte mechanische Uhrwerk, wo noch alles von Hand aufgezogen werden musste. „Jetzt ist alles elektronisch und langweilig“, sagt der 17-jährige. Auch die Glocken werden nicht mehr von Hand geläutet. „Es war damals gar nicht so leicht von Hand zu läuten“, weiß Kirchenvorsteher Klaus Ziemer. Die hölzernen Seilführungen runter in den Kirchenraum sind noch zu sehen. Eine steile Metalltreppe führt dann die letzten Meter hoch zu den knapp 60 Jahre alten Glocken. Klaus Ziemer erklärt den Besuchern wie die drei Glocken funktionieren. Um die Ohren zu schonen, seien sie heute Abend ausgeschaltet worden.

Dann zeigt er den Besuchenden der Reichenbacher Kirche noch das ein oder andere Detail auf der Empore. Etwa die „Ahnentafel“ der ehemaligen Pfarrer. Versteckt hinter Orgel sind 34 Metallplättchen, mit den einzelnen Namen zurück bis ins 16 Jahrhundert an der Wand angebracht. „Der hier hat mich konfirmiert“, und der hat mich getraut erklärt Ziemer.

Mittlerweile ist das Kirchenschiff gut gefüllt. Überall stehen Menschen, die fröhlich und rege miteinander reden. Gleich beginnt das freie Singen, Interessentinnen und Interessenten sind genug da. Die Gitarrenmusik klingt schon durch die Luft.

„Feuer und Flamme“

In Görsroth dreht sich bei der Nacht der Kirchen alles um das Element Feuer. Der Kirchhof in Görsroth riecht nach Petroleum. Zwischen Kirche und Gemeindehaus zeigen die beiden Wiesbadener Feuerkünstler „Fitsum“ ihr Können. Brennende Fackeln fliegen durch die Luft und rotieren dann in einem atemberaubenden Tempo.

„Wow!“ ruft ein kleines Kind voller Begeisterung. Gut 150 Besucher stehen mit Wein und Saft im Hof und betrachten das Schauspiel und applaudieren. Zwischendurch liest Pfarrerin Manuela König biblische Szenen mit Feuer und Licht. Die Schöpfungsgeschichte und der Entstehung des Lichtes, von der Feuersäule, die das in der Wüste wandernde Gottesvolk leitet oder dem Pfingstwunder, wo der Heilige Geist die Jünger erfüllt.

Manuela König ist begeistert. Eben hat noch der Inklusionschor des Diakonischen Werkes die Menschen begeistert und bereits zur Eröffnungsandacht sei die Kirche voll gewesen, so dass die Liedzettel kaum gereicht hätten.

Der Duft von Gebratenen zieht verführerisch vorbei. Die freiwillige Feuerwehr Görsroth, die den Abend gemeinsam mit der Evangelischen Kirchengemeinde gestaltet, übernimmt nicht nur das Grillen, sondern bereitet gerade auch das Stockbrot und die Nachtwanderung für die Kinder vor. Das Kerzenlabyrinth ist bereits auf der Wiese neben dem Gemeindehaus entzündet. Und versprüht mit dem Blick auf das Birkenkreuz eine angenehme Atmosphäre.

Kirchenschiff bebt - Gospelprojektchor begeistert Zuschauer

Das kräftige und fröhliche „Oh happy day“ hört man sogar noch draußen. Drinnen, in der überfüllten Bechtheimer Kirche gibt der Gospelprojektchor gerade sein zweites Konzert an dem Abend. Fünf Lieder haben die 20 Frauen und zwei Männer unter der Leitung von Michael Weber an einem Wochenende geübt. Und dennoch klingen der Chor und sein Gesang, als ob sie schon lange miteinander singen. Auch an dem Chorleiter ist das Wochenende nicht spurlos vorbeigegangen: „Das hat so viel Spaß gemacht, ich habe das Grinsen eine Woche lang nicht aus dem Gesicht bekommen“, verrät er.

Die Menschen in der Kirche bleiben nicht lange auf den Kirchenbänken sitzen. Michael Weber nimmt das Publikum durch seine mitreißende Art mit. Bringt es zum Mitsingen und versprüht Begeisterung, denn „wir brauchen ja noch Männerstimmen“, sagt er schmunzelnd. „Für den nächsten Auftritt in zwei Jahren brauchen Sie eine größere Hütte“, prophezeit Weber Ortspfarrer Hans Hamrich.

Es herrscht eine fröhliche, ausgelassene und entspannte Stimmung. Weber erklärt den Besuchenden aber auch die Hintergründe der Lieder. Etwa bei Amazing Grace, wie der Verfasser Paul Newton vom schlimmen Sklaventreiber eine komplette Wandlung seines Lebens durchmachte. „Er wurde vom Saulus quasi zum Paulus“, so Weber, während das Publikum gebannt zuhört, so dass man eine Stecknadel fallen hören kann.

Die Menschen strömen nach dem Konzert nach draußen, wo eine illuminierte Kirche, Kerzenlabyrinth und eine von Feuerschein und bunten Lampions erleuchteter Pfarrgarten auf die Menschen wartet. Derweil baut die Trommlergruppe Purpur Magenta ihre Trommeln auf.

So ist die „Nacht der Kirchen“, mal laut, mal leise, mal ergreifend, bunt, entspannt und fröhlich.

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