Dekanat Rheingau-Taunus

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Gottesdienst in Leichter Sprache

Vincenzleut‘ mit inklusivem Projekt in Deutschland unterwegs

(c) DekanatVincezleut' beim Gottesdienst in Leichter SpracheVincezleut' beim Gottesdienst in Leichter Sprache

Religionspädagoge Ralf Weinert war mit den „Vincenzleut‘“ aus dem St. Vincenzstift auf dem Kirchentag in Berlin. Nicht nur als Teilnehmende, sondern auch mit einem Angebot. Seit 2009 sind die Vincenzleut mit der Rheingauer Band „ton-GESTALTEN“ mit einem Gottesdienst in Leichter Sprache bei den Kirchentagen deutschlandweit dabei und gefragt.

Redaktion: Die Eindrücke des großen Kirchentags in Berlin sind immer noch ganz frisch. Was habt ihr in Berlin alles gemacht?

Ralf Weinert: Wir waren viel unterwegs. Eis gegessen. Die Weltzeituhr angeguckt, Zum ersten Mal mit einem Doppeldeckerbus gefahren. Das Habakuk-Konzert besucht. Und mit vielen andere Leuten Kerzen vor dem Brandenburger Tor angezündet. Wir haben unseren Gottesdienst gefeiert. Echte Berliner Currywurst gegessen. In der Sonne gelegen. Lange mit der Bundespolizei auf dem Markt der Möglichkeiten gesprochen. Yvonne Catterfeld gehört und gesehen. Mitgemacht im Zentrum Jugend.

Redaktion: Ihr habt wieder einen Gottesdienst in Leichter Sprache angeboten. Was kann man sich darunter vorstellen?

Weinert: Die Gottesdienste sind von und mit Jugendlichen mit geistigen Beeinträchtigungen für Menschen mit und ohne geistiger Beeinträchtigung. Wenige Worte, leichte Sprache, tolle Musik zum Mitsingen und Anhören.  Das Ziel der Gottesdienste ist es, biblische Aussagen möglichst verständlich in die Gemeinde zu transportieren. Dabei ist uns wichtig, weniger über das Wort zu erreichen, dafür mehr über Anspiele, Bilder,  Aktionen. Alles soll in einem guten ausgewogenen Verhältnis zueinander stehen. Wichtig ist uns auch immer eine Beteiligung der Gemeinde. Bei uns kommen die Besucher immer in Bewegung. Und gerade die jungen Besucher sind erstaunt, wie offen man mit unseren „Einladungen zu den Aktionen“ umgeht und mitmacht.

Redaktion: Worum ging es im Gottesdienst in Berlin? Was war die Botschaft?

Weinert: „Da guckst du! – Oder siehst du mich?“ lautete der endgültige Titel unseres Gottesdienstes. Da guckst du, weil ich anders aussehe, weil ich einen Unfall hatte, weil ich behindert bin, weil ich unter einer Brücke schlafe, weil ich aus Syrien komme, weil ich nicht so bin wie du …. Die Frage, die wir den Besuchern stellen lautet: Siehst du mich, so wie ich bin? Gott sieht mich so, wie ich bin und nimmt mich so an. Und wir sollten das auch untereinander tun. Mal genau hinsehen, sich Zeit nehmen, dem anderen eine Chance geben, ohne zu be- oder zu verurteilen. Eine Geschichte von einem Gänseblümchen zwischen überheblichen Rosen; der ungläubige Thomas, der trotzdem, oder erst Recht von Jesus gesehen wird; viele Leute mit Maske und Einheits“Kleidung“ aus Mülltüten werden von Jesus berührt und lassen ihre Maske fallen. Sie berühren daraufhin andere, kommen schließlich mit der gesamten Gemeinde in Berührung und schaffen es, dass man sich ansieht, sich Zeit nimmt und miteinander spricht.

Redaktion: Wie haben die Besucher reagiert?

Weinert: Es waren etwa 250 Besucher in der Auenkirche in Berlin Wilmersdorf. Das ist toll, wenn man bedenkt wie viele hunderte Angebote es immer bei einem Kirchentag gibt. Manche sagten uns, dass  der Gottesdienst der Höhepunkt des Kirchentages für sie war!“ „Das berührt mich immer wieder!“ sagen Menschen, die uns schon mehrfach besucht haben. Viele sind begeistert „wie die jungen Leute das machen.“

Redaktion: Und wie hat es den Vincenzleut‘ gefallen?

Weinert: Die waren auch begeistert, haben sich sehr gefreut, dass alle mitmachen. Manche Besucher haben sogar mitgetanzt, das fanden wir großartig. Tim von den Vincenzleut‘ wollte sein Jesusgewand gar nicht mehr ausziehen.

Redaktion: Wie kam es dazu, dass ihr solche Gottesdienste anbietet?

Weinert: 2007 beim Kirchentag in Köln fiel mir auf, dass es auch einen Eröffnungsgottesdienst in leichter Sprache gab. Da dachte ich, dann könnten wir doch auch das nächste Mal einen Gottesdienst in leichter Sprache anbieten. 2008 bewarben wir uns dann zum ersten Mal und sind dann für den Kirchentag in Bremen 2009 genommen worden. Im Frühjahr 2009 haben wir uns dann einen Namen gegeben. Seit dem sind wir die „Vincenzleut“. Von Anfang an waren auch die „ton-GESTALTEN“ dabei. Eine achtköpfige Projektband, die Neues geistliches Liedgut singt und spielt. Aber auch passende weltliche Stücke in die Gottesdienste  einbringen. Entweder als ganzes Lied, oder oft zum Erstaunen und Vergnügen der Gottesdienstbesucher Melodieteile eines bekannten Songs während des geistlichen Liedes zu hören sind.

Redaktion: Wie wird so ein Gottesdienst vorbereitet?

Weinert: Die Lieder werden als erstes ausgesucht. Eine Vorauswahl treffen Christoph Raab, der Leiter der ton-GESTALTEN und ich. Da versuchen wir die meisten Lieder aus dem jeweiligen Kirchentagliederbuch zu nehmen. Dazu kommt fast immer ein bekanntes weltliches Lied. ‚Diesmal war es Sarah Connor: Wie schön Du bist. Aber auch Andreas Bourani wurde schon gecovert. Und dann kommen zwei Erzieherinnen mit ins Spiel. Mit ihnen überlegen wir dann Inhaltliches. Anspiele, Aktionen, Mitgebsel? Passt die Liedauswahl? Dann wird das Thema den jugendlichen „Vincenzleut‘“ vorgestellt und gemeinsam weiter überlegt, was sie mit der Überschrift, mit der Losung anfangen können. Weitere Treffen folgen für weiteren Gedankenaustausch. Um dann abschließend die unterschiedlichen Teile zu proben. Denn die Vincenzleut‘ sollen die Hauptakteure sein

Redaktion: Wer sind denn genau die Vincenzleut? Wie viele seid ihr?

Weinert: Die Hauptgruppe der Vincenzleut besteht aus Jungen und Mädchen der beiden „Kinderhäuser“ Elija und Elisabeth und zwei Erzieherinnen aus diesen Kinderhäusern, die sich religionspädagogisch weitergebildet haben. Dazu kommen aber noch weitere Jugendliche mit Begleitpersonen aus anderen Gruppen.

Redaktion: Wo kann man die Vincenzleut‘ und die ton-GESTALTEN hier in der Region sehen? Was sind eure nächsten Projekte.

Weinert: Auf zwei weitere Projekte freuen wir uns. Das erste ist die gemeinsame Gestaltung der Dekanatsjugendgottesdienste im Advent mit der Dekanatsjugend (EJVD). Dazu treffen wir uns zum ersten Mal im September. Die Idee ist nicht nur zusammen einen Gottesdienst zu entwerfen und zu gestalten, sondern auch einander zu sehen, sich näher kennenzulernen.

Und dann ein zweites großes Projekt: Wir wurden angefragt, ob wir den Eröffnungsgottesdienst des Jugendkirchentages der EKHN in Weilburg im kommenden Jahr mitgestalten, Da werden etwa 2.000 Jugendliche erwartet. Den werden dann die Dekanatsjugend mit Connie Gutenstein, die ton-GESTALTEN und wir Vincenzleut gemeinsam vorbereiten und gestalten.

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