Ökumenische Woche für das Leben 2024 zentral eröffnet
„Menschen mit Behinderung müssen in unserer Gesellschaft integriert sein“
© Deutsche Bischofskonferenz / Marko OrlovicDie Jugendlichen gestalteten engagiert und begeistert den Eröffnungsgottesdienst mit15.04.2024 ts Artikel: Download PDF Drucken Teilen Feedback
Eine Gesellschaft darf weder selektieren noch diskriminieren, darum setzen wir uns für den Lebensschutz aller ein“, betonten zum Auftakt der Woche der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Dr. Georg Bätzing, und die amtierende Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischöfin Kirsten Fehrs.
Das Motto der Woche für das Leben, die vom 13. bis 20. April 2024 dauert, stellt junge Menschen mit Behinderungen und ihre alltäglichen Herausforderungen in den Mittelpunkt: „Generation Z(ukunft): Gemeinsam. Verschieden. Gut.“ Bei einem inklusiven Gottesdienst in der Marien Kirche in Aulhausen (Rüdesheim am Rhein) wurden besonders Jugendliche angesprochen, die zusammen ihre Zukunft gestalten wollen – mit und ohne Behinderungen.
Bischof Bätzing predigte frei und in Leichter Sprache vor den jungen Gottesdienstbesuchern zum Thema, wie Inklusion gemeinsam gelingen kann – mit allen Jugendlichen. Am Rande der Veranstaltung erinnerte er außerdem an die zentrale Grundaussage des christlichen Glaubens, dass es Heiligkeit und Unantastbarkeit jedes individuellen menschlichen Lebens nach Kräften zu schützen und zu entfalten gelte: „Diese Grundannahme ist untrennbar mit dem Glauben der Kirche verbunden und stellt den inneren Grund allen Engagements von Christinnen und Christen für den Schutz des menschlichen Lebens dar. Das an die Bibel angelehnte Wort ‚Gott ist ein Freund des Lebens‘ bringt die Bedeutung des Schutzes menschlichen Lebens bildlich und kraftvoll zum Ausdruck: Wenn Gott das Leben hochschätzt, wie könnten die Gläubigen, die ihre Hoffnung auf ihn setzten, dem nicht nachfolgen?“ Bischof Bätzing betonte gleichzeitig, „dass jede menschliche Gesellschaft auf lange Frist nur dann gedeihen kann, wenn sie auf Grundwerten aufgebaut wird, die die Hochachtung und den Schutz des menschlichen Lebens explizit mit umfassen. Diese Perspektive immer wieder neu in die gesellschaftlichen Diskurse einzubringen, gehört zum gesellschaftsbezogenen Grundauftrag von Kirche“.
Bischöfin Kirsten Fehrs betonte die Grundidee der Woche für das Leben: „Wir wollen den Lebensschutz in seiner gesellschaftspolitischen Vielschichtigkeit stark machen. Menschliches Leben muss immer dann besonders geschützt werden, wenn es verletzlich ist, vor allem an seinem Anfang und an seinem Ende. Genauso erheben die Kirchen aber auch dann ihre Stimme, wenn menschlichem Leben ein höherer oder geringerer gesellschaftlicher Nutzen zugesprochen wird. Darum ist es so wichtig, Inklusion zu ermöglichen und vorzuleben.“
„Junge Menschen mit Behinderung gehören in die Mitte der Gesellschaft.“ (Ratsvorsitzende der EKD, Bischöfin Kirsten Fehrs (2024))
Aus diesem Grund führte Kirsten Fehrs in Leichter Sprache in den Gottesdienst ein und hob das Besondere des barrierearmen und inklusiven Festaktes hervor. „Manchmal bedarf es gar keiner großen Worte und komplizierter Reden, um zu spüren, dass jede und jeder Einzelne von uns ein wertvolles Kind Gottes ist.“ An vielen Stellen würden junge Menschen mit Beeinträchtigungen durch ihre Umwelt und die gesellschaftlichen Bedingungen behindert, so Bischöfin Fehrs. „Lasst uns die inneren und äußeren Barrieren abbauen: Junge Menschen mit Behinderung gehören in die Mitte der Gesellschaft.“
Einige Jugendliche, Bischöfin Fehrs und Bischof Bätzing fügten im Gottesdienst verschieden gestaltete Puzzleteile aus Holz zu einer „Skulptur der Wünsche“ zusammen, die im Sankt Vincenzstift in Aulhausen einen dauerhaften Platz erhalten wird. Auch Gäste und Besucher hatten vor und nach dem Gottesdienst die Möglichkeit, ihre Wünsche zum Motto „Generation Z(ukunft): Gemeinsam. Verschieden. Gut.“ auf bereitgestellten Puzzleteilen zu hinterlassen.
Nach dem Gottesdienst bestand bei einem Fest der Begegnung im Innenhof des Sankt Vincenzstifts die Möglichkeit zum Austausch. Dabei interviewten die Kölner Filmemacher Ilka aus der Mark und Christoph Goldbeck die junge Marie Zilske aus Leichlingen, die durch den WDR-Vierteiler „Marie will alles – durchstarten mit Down-Syndrom“ bekannt geworden ist. Die Reihe wurde von einer Fachjury mit dem Katholischen Medienpreis 2023 ausgezeichnet.
Hintergrund:
Über 30 Jahre hinweg haben sich die beiden großen christlichen Kirchen mit der Woche für das Leben gemeinsam für die Anerkennung der Schutzwürdigkeit des menschlichen Lebens in all seinen Phasen eingesetzt. Um das bisherige Konzept in die Zukunft zu überführen, haben beide Kirchen eine Evaluation in Auftrag gegeben. Diese hat gezeigt, dass die Woche für das Leben über einen langen Zeitraum hinweg sehr erfolgreich war. Gleichzeitig hat die detaillierte Auswertung ergeben, dass das Format angepasst werden muss, um auch in Zukunft die Menschen zu erreichen. Daher findet die diesjährige Woche für das Leben ein letztes Mal in dem bekannten Format statt. Die katholische und die evangelische Kirche in Deutschland arbeiten gemeinsam an einer neuen Struktur, um sich mit einem zeitgemäßen Format auch zukünftig und weiterhin gemeinsam den Fragen der Bioethik zu widmen und für den Schutz menschlichen Lebens einzutreten.
Unter dem Motto „Generation Z(ukunft): Gemeinsam. Verschieden. Gut.“ stellt die Woche für das Leben 2024 die Situation junger Menschen mit Behinderungen und ihre Lebenswirklichkeiten in den Mittelpunkt. Gemeinsam treten die katholische und die evangelische Kirche in Deutschland für eine umfassende gesellschaftliche Teilhabe von Menschen mit Behinderungen ein. Ihr gesellschaftlicher Beitrag stellt durch ihre jeweils eigene Lebensgestaltung und Wahrnehmung von Lebenswirklichkeit eine Bereicherung für alle dar. Das gilt besonders für Jugendliche und junge Erwachsene und ihren Start in ein eigenständiges Leben.
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