Nachtcafé Idstein mit Militärbischof
In Zeiten der Unsicherheit
(c) Andrea MallmannMilitärbischof Sigurd Rink beim Nachtcafé mit Jens Ried19.02.2019 cw Artikel: Download PDF Drucken Teilen Feedback
von Dr. Roger Töpelmann
Gerne werde Religion, die an sich zur Stabilität einer Gesellschaft beitragen solle, von Politikern so gedeutet, als ziehe sie nur Grenzen. Das sei aber nicht so, und für das soziale Zusammenleben könne das nicht förderlich sein. In der Bundesrepublik gebe es so etwas wie eine „hinkende Trennung“ von Staat und Kirche. Es bedeute, die Glaubensgemeinschaften wirkten trotz klarer Trennung bei Erziehung und sozial-diakonischen Aufgaben mit. Damit verstehen sie sich mehr als ausgleichende Kräfte bei Kontroversen und als Anwälte des Friedens. Rink zitierte den Staats- und Verfassungsrechtler Ernst-Wolfgang Böckenförde, von dem das Diktum stammt: „Der freiheitliche, säkularisierte Staat lebt von Voraussetzungen, die er selbst nicht garantieren kann.“ Religion und Politik blieben also aufeinander angewiesen.
Gefährdungen des Friedens ziehen allerdings von mehreren Seiten auf, so Rink: Da ist einmal die Kontroverse zwischen Russland und den USA, die den Horizont der Sicherheitspolitik verdunkelt. Hinzu treten die Machtansprüche der Atommächte China und Indien. Nordkorea spielt ebenfalls eine friedensgefährdende Rolle. Rink sieht ein Wettrüsten als Reaktion. Der Grund für die Kündigung des INF-Abkommens - des Verbots von Mittelstreckenraketen kurzer und mittlerer Reichweite - sieht er allerdings durch die Aufrüstung in asiatischen Ländern bedingt. So war China in ein solches Abkommen nicht eingebunden. Zudem: Die militärischen Auseinandersetzungen der Zukunft würden mit Cyber-Kriegen geführt.
Rink schilderte aber auch, wie intensiv sich Soldaten in der Bundeswehr mit ethischen Fragen beschäftigen. Die Militärseelsorge beider Kirchen in Deutschland spiele dabei eine wichtige Rolle. Der von Militärgeistlichen erteilte „Lebenskundliche Unterricht“ und die Seelsorge in der Bundeswehr bieten Orientierung und Aussprache an. „Es sind ja nicht die Soldaten, die darauf brennen, in gefährliche Einsätze zu gehen“, sagte Rink. In Zeiten von Unsicherheit habe die Militärseelsorge noch an Bedeutung gewonnen.
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