Dekanat Rheingau-Taunus

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Ordination von Anna Grundhöfer

„Hauptsache Latein!“ Eine Visionärin mit Liebe zu Italien und neuen Formen von Kirche

(C) DekanatPfarrerin Anna Grundhöfer - eine PortraitaufnahmePfarrerin Anna Grundhöfer

„Hauptsache Latein!“ war lange die Zielrichtung von Anna Grundhöfer, die Lateinlehrerin werden wollte. Doch dann kam es anders. Jetzt wird die 31-jährige am 31. August von Propst Oliver Albrecht in der Evangelischen Kirche St. Peter auf dem Berg in Bleidenstadt als Pfarrerin ordiniert. Wenn sie davon erzählt, strahlt sie über das ganze Gesicht. Sie freut sich riesig auf ihren neuen Lebensabschnitt.

Dabei hatte sie eigentlich ganz andere Pläne. Als die gebürtige Mainzerin nach dem Abi aus dem hohen Norden wieder in ihre Heimatstadt zurückkam, wollte sie unbedingt Latein studieren. Weil noch ein weiteres Hauptfach für das Lehramt nötig war, nahm sie die Evangelische Theologie dazu. Sie studierte unter anderem ein Jahr an der Facoltá Valdese in Rom (also der Fakultät der Waldenser) – komplett auf Italienisch. Eine sehr kleine Fakultät, berichtet sie: „Wir waren vier Dozenten und 13 Studenten. Das war eine tolle Zeit!“ Seit dem braucht sie „mindestens einmal im Jahr Italien. Dann bin ich gelöst“, sagt sie lachend. „Aus dem Jahr bringe ich nicht nur eine Liebe für guten Kaffee und Pasta mit, sondern auch ganz passable Italienischkenntnisse und vor allem ein Herz für die Ökumene“, erklärt sie vor Freude funkelnd.

Große Krise

Doch vorher  „kam die große Krise“, gibt sie zu. Als sie nämlich feststellte, dass das Niveau der Uni sowie ihre Freude an der Sprache mit dem, was sie Schülern an der Schule tatsächlich im Fach Latein beibringen könnte, sehr weit auseinanderklaffte. „Meine Liebe zu Latein funktionierte an der Schule nicht“, musste sie einsehen. Und so begann sie 2014 mit dem Vollstudium der Evangelischen Theologie – erstmal nur auf Probe, so sagt sie.

Während sie in Mainz studierte, war die Auferstehungsgemeinde ihre Heimatgemeinde. „Diese Zeit hat mich sehr geprägt“, betont sie. Hier wuchs die „Freude auf den Sonntagsgottesdienst und die Gemeinschaft.“ Ihre Zeit dort hat sie sehr offen für vielfältige Gottesdienst-Formen gemacht – „von der GinTonic-Andacht bis zur Thomas-Messe - in der Kneipe, im Wald, auf dem Spielplatz, im Freibad und in wunderschönen Kirchen.“

Lebenserfahrung beim Krebsregister sammeln

Nach dem Examen schlug Anna Grundhöfer zwei Promotionsangebote sowie ein Arbeitsangebot als Volltheologin aus, und „machte erst einmal etwas ganz Anderes“. Sie arbeitete ein Jahr lang im Krebsregister RLP in Mainz. „Das war ein ganz normaler Bürojob, bei dem ich viel über Krebserkrankungen, aber auch Monitoring und Projektmanagement lernen durfte. Und Kontakt hatte zu allen möglichen medizinischen Einrichtungen in RLP.“ Ihr sei es wichtig gewesen, mal rauszukommen, und ganz andere Lebenserfahrungen zu sammeln.

Vikariat „in zwei Welten“

Im September 2020 begann sie dann ihr Vikariat in der Heilandsgemeinde Walluf. Nach der Geburt ihres Sohnes und der Elternzeit wechselte sie in die Wiesbadener Martin-Luther Gemeinde. „Ich profitiere von den beiden Erfahrungen“, sagt sie dankbar. So habe sie sowohl das „ländliche“ Leben, mit drei Kirchen kennengelernt, als auch eine frisch fusionierte Stadtgemeinde, mit einem großem (Pfarr)team. „Das sind zwei Welten und zwei krasse Gegensätze“, betont sie.

„Dass ich wirklich irgendwann als Pfarrerin arbeiten werde“, konnte sich Anna Grundhöfer erstaunlicher Weise ganz lange, sogar bis vor einem halben Jahr, nicht wirklich vorstellen. „Ich komme aus keiner 'Pfarrdynastie‘ und war mit meiner Familie zwar immer in der Kirche engagiert, kannte den Pfarrberuf eigentlich kaum und hatte ihn nie so richtig in Erwägung gezogen“, gibt sie unumwunden zu. „Aber Gott hat nicht von mir gelassen“, sagt sie verschmitzt und freut sich darauf nun eine Pfarrstelle im Nachbarschaftsraum Taunusstein zu übernehmen.

Zur Zeit macht sie noch ein Spezialvikariat im Referat für Fundraising und Mitgliederorientierung der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN). Diese Einrichtung sei enorm wichtig für die Zukunft der Kirche. „Was braucht ihr? Was ist unsere Vision?“, seien dort Grundfragen, die dort immer wieder gestellt würden. Dabei geht es nicht nur um Geld, als vielmehr um Gemeindeaufbau und gemeinsamer Leidenschaft. „Immerhin sind wir unterwegs im Auftrag des Herrn. Und Fundraising ist nicht Jagen und sammeln, sondern harter Ackerbau und Viehzucht“, sagt sie schmunzelnd.

Visionärin und „QVC-Lady“

„Ich habe Freude daran, Visionen für Kirche zu entwickeln, und sowohl als Institution, als auch als Gemeinschaft immer wieder zu fragen: Was braucht es, was braucht ihr eigentlich?“, platzt es aus der 31-jährigen heraus. Man spürt ihr die Freude ab. Ihr Brennen und ihre Begeisterungsfähigkeit haben ihr im Freundeskreis den Spitznamen „QVC-Lady“ eingebracht, sagt sie augenzwinkernd. Ihr Mann ist sich sicher, dass sie „dem Papst ein Doppelbett verkaufen könnte“, sagt sie lachend.

„Gemeinsam Gott in unserem Leben entdecken“

Anna Grundhöfer betrachtet es als Geschenk, dass sie in ihrem Beruf mit Menschen in Kontakt kommen kann und „Gast in deren Lebensgeschichte sein darf.“ Sie freut sich drauf, „gemeinsam mit dem Menschen Gott in unserem Leben zu entdecken.“ Ihr Ziel als Pfarrerin sei es, staunend wahrzunehmen. Zu fragen, was die Menschen vor Ort brauchen und mit vielen Menschen in Kontakt zu kommen. „Ich habe keinen 10-Punkte-Plan, ich lasse mich gerne überraschen“, sagt sie fröhlich.

In ihrer Freizeit „verschlinge ich alles, was Buchstaben hat und backe und koche gerne.“ Und sie freut sich mit ihrem Mann und ihrem fast dreijährigen Sohn auf den Pfarrgarten.

Ihre Zeit in der Kirchengemeinde wird wegen eines fröhlichen Ereignisses erst einmal Ende September unterbrochen. Die Familie Grundhöfer erwartet ihr zweites Kind. Pfarrer Dr. Sunny Panitz wird sie in dieser Zeit vertreten. Ab Januar ist Anna Grundhöfer dann aber schon wieder „hier und da zu sehen“, mit einen kleinen Stellenanteil, bevor sie dann im Sommer 2025 voll einsteigt.

Am 31. August um 14 Uhr wird Pfarrerin Anna Grundhöfer von Propst Oliver in der Evangelischen Kirche St. Peter auf dem Berg in Taunusstein-Bleidenstadt als Pfarrerin ordiniert. Anschließend findet eine Feier im Garten des Gemeindehauses statt.

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