Dekanat Rheingau-Taunus

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Dekanatskonfirmandentag

Geld für Ablassbriefe zahlen ist einfacher als persönliche Begegnung

(c) DekanatAblassprediger Tetzel verkauft seine BriefeAblassprediger Tetzel verkauft seine Briefe

„Lieber Gott, wir sind nicht ohne Fehler, Fehler gehören zu unserem Leben dazu. Ob wir einem Freund Unrecht getan haben, einen wichtigen Anruf vergessen haben oder die Hausaufgaben nicht erledigen, Fehler passieren uns Tag für Tag. Schön wäre es, wenn wir uns Fehler verzeihen können, so wie du uns verzeihst, und uns annimmst, wie wir sind.“ Mit diesen Worten eines Gebets von Jugendlichen begann der Jugendgottesdienst zum Auftakt des 12. Dekanatskonfitages des Evangelischen Dekanats Rheingau-Taunus.

Passend dazu wollten Benedikt, Katharina und Samira ein Youtube-Tutorial drehen: „Wie bastel ich mir meinen Ablassbrief.“ „Bei uns lernt ihr ganz schnell und einfach eure eigenen Ablassbriefe zu basteln und zu gestalten, damit euch eure Sünden vergeben werden“, lockte Benedikt die Konfis und warb gleichzeitig um „Likes“ und Abonnenten. Zwischendurch gab es immer wieder Rückblenden in die Zeit um 1517. Hier griffen Jugendliche als Johannes Tetzel, Martin Luther und Stadtboten die damalige Situation auf. Der Prediger Johannes Tetzel verkaufte Ablassbriefe und forderte das Volk auf zu kaufen, damit sie und ihre Verstorbenen nicht im Fegefeuer schmoren müssten.

Die Youtuber zeigten durchaus Verständnis für die damalige Situation: „Was ist denn einfacher als seine Sünden mit Ablassbriefen zu bezahlen?“ „Es ist doch viel einfacher, als zu irgendwelchen Leuten zu gehen und seine „Sünden“ zu bereuen“, lautete ein Argument dafür.

Gott ist ein verzeihender Gott
Im Anspiel, das die Evangelische Jugendvertretung im Dekanat (EJVD) selbst geschrieben hatte, wurde dann Luthers Erkenntnis deutlich: „Ich aber habe erfahren, dass es einen gütigen, liebenden und verzeihenden Gott gibt“, so Luther, der eindrucksvoll von Yara Höhn gespielt wurde. „Jeder Christ, ohne Ausnahme, der wirklich seine Fehler bereut, hat völlige Vergebung von Strafe und Schuld. Also geht nach Hause Leute. Behaltet euer Geld für eure Familien“, lautete das Fazit. Die drei Youtuber stellten fest, „dass Luthers Ansichten immer noch wichtig für unser heutiges Leben sind.“ Und drehten kurzerhand ein neues Tutorial.

Die 250 Konfis waren von Beginn an aufmerksam und lebendig dabei. Als die Wiesbadener Band „Jump from the belfry“ „Nur noch kurz die Welt retten“ spielte, sangen die Konfis gleich leidenschaftlich mit. Auch andere Lieder wurden unter Jubel mitgesungen.

Mehr Respekt, verständliche Gottesdienste, mehr Social Media
Die große Gemeinschaftsaufgabe für alle 20 Kirchengemeinden war es, neue Thesen zu Kirche und Gesellschaft zu formulieren. Und die Gruppen diskutierten lebhaft über das, was sie sich von Kirche und Gesellschaft wünschen. Ganz oben steht der Wunsch nach Respekt für alle. Egal welche Ansichten, Hautfarbe, Religion oder geschlechtliche Gesinnung man habe. „Jeder Mensch hat Recht auf Frieden“, lautete eine eindruckvolle These.
Ein großes Thema war auch die Forderung nach mehr Beteiligung und Gestaltungsmöglichkeiten in den Gottesdiensten sowie der Wunsch nach mehr Abendgottesdiensten. „Wir müssen dem Volk aufs Maul schauen“, zitierte Pfarrer und stellvertretende Dekan Jürgen Noack, den Reformator Luther und verwies auf etliche Thesen, die sich einen verständlicheren Gottesdienst wünschen. „Lasst uns gemeinsam etwas tun“, forderte er Kollegen und Konfirmanden daraufhin auf. Auch der Kampf gegen Radikalismus, den die Kirche energischer betreiben solle, fand sich öfter auf der Thesenwand, die Noack zum Abschluss des Tages vorstellte.

„Luther wäre bei Facebook, Instagram und twitter gewesen“, war sich Noack sicher. „Er hätte wie Donald Trump getwittert, nur besser“, ging der stellvertretende Dekan auf etliche Thesen diesbezüglich ein. „Social Media – da muss man Kirche finden“, lautete eine These.

Jugendliche mit viel Engagement dabei
Beeindruckend waren auch die Energie und der Eifer, den die 250 Jugendlichen viereinhalb Stunden  - davon drei bei unterschiedlichsten gemeinschaftsfördernden Gruppenspielen - bewiesen. „Die Stimmung war den ganzen Tag positiv“ freute sich Dekanatsjugendreferentin Connie Gutenstein, die mit dem Konfitag gleichzeitig ihren letzten Arbeitstag im Dekanat hatte. „Nur Gruppen, die gut zusammenarbeiten kriegen viele Punkte“, fasste sie die Idee der Campspiele zusammen. Schließlich soll der Dekanatskonfitag ein guter und verbindender Start für die Konfirmandenzeit sein.

Sieger des Campspiels wurde – wie 2016 - die Kirchengemeinde Oestrich-Winkel, ganz knapp vor dem Kirchspiel Neuhof und Orlen.

Zum Abschluss dankten Gutenstein und Noack den gut 40 ehrenamtlichen Teamern, die für den reibungslosen Ablauf des Tages sorgten. Sie zeichneten sich verantwortlich für 21 Spiele, Technik, Licht und Verpflegung. Zum Segen fassten sich alle 300 Mitwirkende an den Händen und sangen eindrucksvoll „Herr wir bitten, komm‘ und segne uns.“

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