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Pfarrer Dr. Heiko Wulfert geht in Ruhestand

„Die Neugier füllt die Kirche“

(c) DekanatPortraitfoto von Pfarrer Dr. Heiko Wulfert  - im Colarhemd - vor der Kirche in Kettenbach.Pfarrer Dr. Heiko Wulfert vor der Kirche in Kettenbach

Nach 22 Jahren verlässt Pfarrer Dr. Heiko Wulfert die Kirchengemeinden Kettenbach und Rückershausen und geht in den Ruhestand. „Ich verlasse das Dekanat, die Propstei und das Bundesland“, sagt er schmunzelnd. Er zieht gemeinsam mit seiner Frau nach Burgschwalbach, das bekanntlich in Rheinland-Pfalz liegt. Aus dem nur fünf Kilometer entfernten Nachbarort werden die beiden gerne hin und wieder als Gäste auftauchen und „Verbindungen halten“, so Wulfert.

Wulfert, gebürtiger „Hahner“ (Taunusstein) absolvierte bereits 1980 beim damaligen Pfarrer Platte ein sechswöchiges Praktikum in den beiden Kirchengemeinden und hielt dort als Theologiestudent hin und wieder Gottesdienste. Er muss wohl er einen sehr guten Eindruck hinterlassen haben, denn der damalige Kirchenvorstand sagte ihm, dass man ihm die Stelle „freihalten werde“. Das sollte noch einige Zeit dauern, denn Wulfert ging nach seinem Studium erst einmal zum Vikariat nach Hachenburg-Altstadt. Seine ersten Stellen waren dann Rennerod und Worms-Pfeddersheim, bevor er schließlich doch in den Untertaunus wechselte. „Es hat einfach gepasst“ resümiert er glücklich.

„Dörfliche Verhältnisse im besten Sinne“

„Ich habe hier vieles gerne gemacht, meine Impulse wurden gut angenommen“, sagt er dankbar. Zusammen mit den Vereinen, Feuerwehr, Chören und Gruppen sowie den Menschen in den beiden Orten habe man „ein gemeinsames Leben“ geführt. Das habe er bei den unterschiedlichsten Festen und Anlässen oder wenn er durch den Ort gelaufen sei gespürt. „Hier findet man dörfliche Verhältnisse, im besten Sinne des Wortes“, sagt er voller Respekt.

„Am Gottesdienst hängt mein Herz“, betont Wulfert, der auch Michaelsbruder ist. Er gehört damit zu einer Evangelischen Kommunität und geistlicher Gemeinschaft von weltweit 250 Brüdern, die aus verschiedenen Konfessionen zusammenkommen und denen der Gottesdienst, das Gebet, das Abendmahl und die ökumenische Ausrichtung besonders wichtig sind.

„Die Neugier füllt die Kirche“

In Kettenbach und Rückershausen habe er die Gemeinde - immer zusammen mit den Kirchenvorständen – deshalb „vom Gottesdienst her aufgebaut.“ Und vieles ausprobiert. „Die Sondergottesdienste und Andachten waren oft besser besucht als die Sonntagsgottesdienste“, obwohl der Besuch auch dort zufriedenstellend sei, sagt er lächelnd. So erinnert er sich an die Rorate-Andachten zur Adventszeit, in denen der Kirchenraum lediglich von Kerzenlicht erfüllt ist. Gemeinsam führte man auch die Christmette an Heiligabend ein. Gute Erinnerungen hat er auch an die ersten Osterfrühgottesdienste um 5:30 Uhr, die wider Erwarten gut besucht waren. Es hätten sich sogar über 30 Willige aus dem Chor gefunden, die in aller Frühe um 5 Uhr sich eingesungen hätten. „Die Neugier füllt die Kirche“, weiß er aus langjähriger Erfahrung.

„Bibelwald“ in Corona-Zeiten

Auch zu Corona Zeiten habe man gemeinsam Neues geschaffen. So entwickelte sich die „Wald-Wiesen-Kirche“, in der Familien auf Schnitzeljagd gingen, um biblische Geschichten zu entdecken. „Seitdem nennen die Menschen das Gebiet dort den ‚Bibelwald“, freut sich Wulfert. Die Konfirmationen wurden draußen vor der Kirche gefeiert, und zum Abendmahl ließ man sich extra Gießkelche und kleine Einzelkelche von der ansässigen Töpfermeisterin Rosemarie Nyqvist töpfern. Wenn Heiko Wulfert von seinen Erfahrungen berichtet, ist er voll des Lobes und Anerkennung für seine Kirchenvorstände und vor allem für seinen langjährigen Küster Achim Kettenbach.

Kirchenmusik als Schwerpunkt

Die Kirchenmusik war ein weiterer Schwerpunkt im Gemeindeleben. Zur „Stunde der Kirchenmusik“ erhalte er mittlerweile Anfragen von renommierten Künstlerinnen und Künstlern. So ist inzwischen auch Musik aus dem Frühbarock und Chansons zu hören. Im September erklingt noch mal eine „Literatur-Musik-Foto-Inszenierung“ in Kettenbach. „Das wird dann meine letzte Stunde der Kirchenmusik“, sagt er etwas wehmütig.

Seine Frau Elke hat 46 Jahre Kirchenchöre geleitet. Dieses Amt wird sie ebenfalls angeben. „Schließlich bin ich jetzt 79 Jahre“, sagt sie bestimmt. Wulfert erinnert sich gerne an Experimente wie die Musikalische Weinprobe, auch mal mit Dudelsack und die „tollen Gemeindefeste rund um die Kirchen.“

Bis zum 60. Lebensjahr hat der ehemalige Hochschulassistent am Gymnasium in Taunusstein in der Oberstufe gerne unterrichtet. „10 Jahre habe ich jedes Jahr Abitur gemacht“, erinnert er sich. Manche seiner Konfirmanden habe er dort wieder gesehen. Überhaupt seien Konfirmanden immer wieder in seinen Gottesdiensten nach der Konfirmation aufgetaucht, was ihn besonders gefreut habe. Und heute sitzt ein ehemaliger Konfi im ziemlich verjüngten Kirchenvorstand, und ist mit 21 Jahren das jüngste Mitglied des Leitungsorgans. Ohnehin ist Wulfert über die Beteiligung und Mitarbeit sehr dankbar. In den beiden Gemeinden habe es immer ausreichend Kandidierende für die Vorstände gegeben. Auch, als 2021 viele ehemalige aus Altersgründen ausschieden. „Wir hatten immer mehr Kandierende als Plätze“, resümiert er zufrieden.

Pullover für Pinguine

Den Handarbeitskreis wird Elke Wulfert weiter beibehalten. „Wir haben über alles geredet, nur nicht über die Leute“, betont sie. Der Handarbeitskreis fertigt aus der gespendeten Wolle unter anderem Socken und Pullover für Obdachlose oder strickt Kleidung für Waisenkinder in Afrika oder für Frühchen in ganz Deutschland. Skurrilstes Projekt war sicherlich „Pullover für Pinguine“, die diese vor den Folgen der Ölpest bewahrt haben.

Ende Oktober, also kurz vor dem offiziellen Ruhestand hält Dr. Heiko Wulfert noch einmal seine berühmte Marktpredigt zum 491. Rückershäuser Markt. Seit 2003 hält Wulfert diese gereimten Predigten, in der er durchaus gesellschaftskritische Themen anspricht, aber ohne die Menschen zu verunglimpfen. Die Reden waren so beliebt, dass er mit einer Spendenaktion mit der gedruckten Ausgabe sogar die Krippenfiguren der Kirchen finanzieren konnte.

„Das Leben der Kirche gibt es nur im Miteinander, wo man sich gegenseitig annimmt und gemeinsam das Leben gestaltet. Das hat für meine Frau und mich eine reiche vielfältige Zeit in Kettenbach und Rückershausen bedeutet“, schreibt er als dankbares Resümee im aktuellen Gemeindebrief.

Pfarrer Dr. Heiko Wulfert wird am 17. September um 14 Uhr von Propst Oliver Albrecht von seinem Dienst entpflichtet. Im Anschluss findet ein Empfang rund um die Kirche statt.

 

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