Dekanat Rheingau-Taunus

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Nacht der Kirchen

Dem Himmel ein Stück näher gekommen

(c) DekanatKlettern auf Augenhöhe mit dem Turm der MartinskircheKlettern auf Augenhöhe mit dem Turm der Martinskirche

Illuminierte Kirche innen und später auch außen, sind ein Merkmal der „Nacht der Kirchen in und um das Idsteiner Land“, die sich in diesem Jahr sogar bis Aarbergen, Heidenrod und Taunusstein erstreckte. „Gottes Freundlichkeit mit allen Sinnen spüren und dem Himmel ein Stück näher kommen“, das konnte man bei über 100 Angeboten an 24 Orten von Niederselters bis Niederseelbach, von Waldems bis Heidenrod.

Bildergalerie

Altarraum Waldorf Bibel uff hessisch Buffet bei der Nacht der Kirchen Biblische Weinrpobe Walsdorf Orgelführung Steinfischbach illuminierte Martinskirche in Bad Camberg Illuminierte Kirche in Bechtheim Im Innern der Orgel Kindermusical Klettern auf Augenhöhe mit dem Turm der Martinskirche Luther in der Kirche Neue Lieder mit Simba Burgdorf Orgelführung mit Orgelpfiefe zum Anfassen Orgelpfeifen Stationen Garten
(c) DekanatOrgelführung mit Orgelpfiefe zum AnfassenOrgelführung mit Orgelpfiefe zum Anfassen

AC DC und auf 120 jährige Linde klettern

Bis tief in die Nacht kletterten vor allem jüngere Menschen die 120 jährige Linde neben der Bad Camberger Martinskirche hinauf, um dann aus ganz anderer Perspektive einen Blick auf den Turm zu bekommen. Punkt 19 Uhr läuteten die Glocken das gemeinsame Abendgebet ein, das an allen 24 Orten zeitgleich gebetet wurde. „Unsere Kirche ist offen für viele und vieles und gerade deshalb ist es uns wichtig, dass wir mit einem gemeinsamen Gebet beginnen und uns auf Gott besinnen“, so der Bad Camberger Pfarrer Bastian Michailoff. „Wir feiern zusammen Agapemahl“, erklärt Michailoff, als er Brot und Trauben durch die Bankreihen reicht. „Das bedeutet übersetzt 'Liebesmahl‘ und zeigt, dass Gott und das gibt, was wir zum Leben brauchen, nicht nur zum Essen.“

„TNT - I’m dynamite“, hallte es später mit tiefen Bässen aus der Martinskirche. Das Lied der heavy Metal Band AC DC ist eines der „Lieder aus der Stille“, die sich so gar nicht still anhören. Aber genau darum geht es, Schüler mit Hörbehinderungen der Freiherr-von-Schütz-Schule zeigen, wie es klingt, wenn sie Musik machen, trotz oder gerade wegen ihrer akustischen Einschränkung. Wer lieber kreativ werden wollte, der ging in den bald überfüllten Stand vor der Kirche, um mit der Künstlerin Mareike Moskaliuk am Speckstein zu arbeiten. „Schau mal ein Quadrat“, sagt der 6-jährige Max stolz zu seiner Mutter, während die Älteren probierten mit großen Feilen filigrane Muster zu ritzen.

Ins Innere der Orgel steigen
In Steinfischbach machte Organist Hartmut Hörning „seine“ Orgel, für die Kinder und Erwachsenen „greifbar“. „Die Orgel nennt man auch deshalb Königin der Instrumente, weil sie die Tonreihen aller Instrumente überstrahlt“, erklärt er begeistert. Sie spiele tiefer als der Kontrabass und höher als die Piccolo Flöte. Sagte es und gab den Besuchern eine kleine Orgelflöte in die Hand, damit sie daraus einen Ton erzeugen. „Nicht so fest!“, raunte er eine Dame an, die kräftig in die 25 cm lange Pfeife hineinblies. Das gelang den Kindern schon besser. Anschließend zeigte er den Besuchern das Innere der Orgel, mit Pfeifen aus Zink, Zinn und Bleilegierungen sowie den großen hölzernen Basspfeifen. Im Anschluss wanderten die Menschen fröhlich auf den „alten Kirchenwegen entlang“ zur Kirche nach Reichenbach, um dort ihr Programm mit Glockenbesichtigung und Chorgesang fortzusetzen.

Besucher begeistert von Atmosphäre
Wandern von Kirche zu Kirche, das hätte man nur zu gerne in dieser Nacht gemacht. So groß und vielfältig war das Programm. Etliche kamen zum ersten Mal, teils sogar aus Rheinhessen. „Was für eine tolle Gemeinde“, sagte eine Frau aus Taunusstein, als sie zum ersten Mal nach Panrod kam und die Atmosphäre, das Buffet und das Programm genoss. Auch die 12-jährige Sina, die zum ersten Mal an der Nacht der Kirchen teilnimmt, ist begeistert. Sie hat sich gerade „Luther bei die Fische“ vom Reformationspfarrer Fabian Voigt angeschaut. „Toll“, findet auch ihre Freundin Anne.

Herz und Verstand wurden bei den Erzählkonzerten von Pfarrer Fabian Vogt in Panrod und Bechtheim angesprochen. Gleich beim ersten Lied, sangen und klatschen die Besucher mit. „Sie haben wenig falsch gemacht aber auch wenig richtig“, lautet eine Textzeile, die die traditionellen Kirchenmänner beschreibt, die jetzt im etwas drögen Paradies sitzen. Deshalb hat Gott nach Vogts Vorstellung ein zweites Paradies erschaffen, in dem „freche Lieder gesungen werden“ und die Kreativen, die Menschen Fehlern und auch Vogt mit all‘ seinen ihren Freunden hineindarf.
Er ermutigte die Besucher als Christen Dinge auch mal in Frage zu stellen, so wie es Martin Luther getan habe. Die Menschen in den Kirchen sollten sich öfter fragen, ob das, was sie machen, das sei, für das Kirche da ist, das zu tun was, wie Luther es formulierte „Christum treibe“ Also im Sinne von Jesus Christus sei oder schlicht das zu tun, was „den Menschen den Himmel ein Stück näher zu bringen.“ Das was Kirche verkündige, müssten alle Menschen verstehen, forderte der Theologe. Man müsse Grundbegriffe neu erklären, damit die Menschen nicht meinten, dass wenn man von Messias rede, „es sich um jemanden handelt, der sein Zimmer nicht aufräumt.“ Bildung für viele sei eines der großen Errungenschaften der Reformation gewesen. „Luthers Traum war es, die Menschen mit den Themen der Bibel und des Glaubens vertraut zu machen.“

„Geistliches und Kulinarisches verbinden
„Was für eine wunderschöne Kirche“, flüsterte ein älterer Mann seiner Frau zu, als in der Walsdorfer Christuskirche die Kirchenfenster von außen zu, Leuchten gebracht werden. „Dem Himmel ein Stück näher zu kommen“, das war das erklärte Ziel in vielen Kirchen in der Nacht. Sei es bei „Geistliches und Kulinarischem“ in Walsdorf, wo Pfarrerin Katarina Prosenjak-Jenkins anhand von Altartüchern und Wandgemälden biblische Begriffe erklärte, Küster Arnold Werner dazu passende Texte aus der Bibel „uff hessisch“ von der Kanzel herab, vorliest und Ralf Hohl dazu eine Spirituosenverköstigung präsentierte. Dass das Konzept „Kirche mit allen Sinnen zu begreifen“ aufging, das zeigte die ausgelassene und fröhliche Stimmung der bis zu 100 Menschen in der Kirche. „Ich bin zum ersten Mal da und finde es ganz toll“, sagt ein Mann aus Walsdorf. „Es ist ein Kommen und Gehen“, freute sich die Pfarrerin über den guten Zuspruch des „tollen Programms“. „Passend zum Programm bieten wir jetzt mit der Zauberbeere eine Achterbahn der Aromen“, erklärte Ralf Hohl den 60 Teilnehmern, als er zum Bild „Jakob auf der Himmelsleiter“ einen Obstbrand aus Wald-Himbeere, Schlehen und Preiselbeeren ausschenkte. „Ganz weich und sehr viel Frucht“, wusste ein Besucher.

Kerzen-Labyrinthe und Lagerfeuer
Mit neuen frischen und peppigen Liedern brachte Vikar Simba Burgdorf die Besucher der vollbesetzten Bechtheimer Kirche in Schwung. „Freude die von innen kommt“ oder „Etwas in mir zeigt, dass es Dich wirklich gibt“ oder „Du bringst mich zum Lachen“, waren einige der Textpassagen, die auf die Besucher übersprangen.

Die Nacht der Kirchen ist immer auch ein Ort wo die gut 2.500 Besucher Möglichkeiten der inneren Ruhe und Besinnung finden können. Etwa bei den vielen Taizéandachten, beim aus 500 Lichtern gestellten Kerzen-Labyrinth vor der Liebfrauenkirche in Oberauroff, oder dem Stationen-Garten im Bechtheimer Pfarrgarten, wo man an der „Klagemauer“ seine Gebete anheften konnte oder einfach für jemanden eine Kerze anzünden.
Etliche Kirchen hatten auch nach dem Programm einfach geöffnet, so dass Besucher die besondere Atmosphäre der kerzenbeleuchteten Kirchen in der Nacht in sich aufnehmen konnten. Auch in Heidenrod-Laufenselden waren die Besucher im Alter zwischen drei Jahren und 80 Jahren von der Atmosphäre angetan. Gospel und Lagerfeuer, selbstgemachtes Brot und ein meditativer Ausklang in der Katholischen Kirche in Kemel „kam bei den Besuchern sehr gut an“, erzählte Pfarrerin Nikola Züls.

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