Dekanat Rheingau-Taunus

Angebote und Themen

Herzlich Willkommen! Entdecken Sie, welche Angebote des Dekanates Rheingau-Taunus zu Ihnen passen. Über das Kontaktformular sind wir offen für Ihre Anregungen.

AngeboteÜbersicht
Menümobile menu

Wahl zum Amt des Kirchenpräsidenten

Christiane Tietz - Kandidatin für das Amt der Kirchenpräsidentin der EKHN: Was bewegt sie?

© EKHNChristiane TietzChristiane Tietz ist Professorin für Systematische Theologie an der Universität Zürich

Die Professorin für Systematische Theologie Christiane Tietz kann sich vorstellen, die nächste Kirchenpräsidentin der EKHN zu werden - dafür wird sie sich im September 2024 zur Wahl stellen. In einem Interview zeigt Christiane Tietz, worauf es ihr ankommt.

veröffentlicht 29.05.2024

von Caroline Schröder, Online-Redaktion der EKHN

Die Professorin für Systematische Theologie Christiane Tietz kann sich vorstellen, die nächste Kirchenpräsidentin der EKHN zu werden - dafür wird sie sich im September 2024 zur Wahl stellen. In einem Interview zeigt Christiane Tietz, worauf es ihr ankommt.

Die Mathematikerin und habilitierte Theologin Christiane Tietz gehört zu den drei Kandidierenden, die sich für das Amt der Kirchenpräsidentin oder des Kirchenpräsidenten der EKHN zur Wahl stellen möchten. Derzeit ist Christiane Tietz ordentliche Professorin für Systematische Theologie an der Universität Zürich. Was bewegt Christiane Tietz und welche Herausforderungen möchte sie anpacken? Gegenüber der Öffentlichkeitsarbeit der EKHN stand sie Rede und Antwort.

 

Was hat Sie dazu motiviert, sich für das Amt des/der Kirchenpräsident:in zu bewerben und welche Vision haben Sie für die Zukunft der Kirche?

Christiane Tietz: Als mich die Aufforderung erreichte, mich für das Amt der Kirchenpräsidentin der EKHN zu bewerben, weil ich für das Amt vorgeschlagen wurde, habe ich mich von Herzen gefreut. Denn die EKHN ist meine Heimatkirche, die mich als Heranwachsende geprägt hat und zu der ich immer den Kontakt gehalten habe. Meine bisherige Tätigkeit als Professorin bereitet mir viel Freude, aber die Chance, in größerer Verantwortung den Weg der Kirche in die Zukunft zu gestalten, will ich nutzen.

In den vergangenen Jahren habe ich in der Schweiz gelebt und bringe damit auf die jüngeren Entwicklungen einen Blick von außen mit. Seit ich denken kann, bin ich eine kirchliche Theologin. Das bedeutet für mich, theologisches Denken mit dem Leben in der Kirche zu verbinden, und deshalb habe ich mich in verschiedenen ehrenamtlichen Leitungsaufgaben vom Kirchenvorstand über die EKHN-Synode bis zum Rat der EKD oder jetzt als Berufene Synodale der EKD engagiert. Seit mehr als einem Vierteljahrhundert predige ich leidenschaftlich gern. Als Kirchenpräsidentin kann ich vieles von dem, was ich bisher mit Begeisterung ehrenamtlich getan habe, hauptamtlich weiterführen.

Ich bin davon überzeugt, dass unsere Kirche gründliche theologische Kompetenz braucht, um sich in diesen schwierigen und komplexen Zeiten zu orientieren. Das gilt im Umgang mit der ForuM-Studie, wenn beispielsweise Betroffene fast automatisch mit der Forderung nach Vergebung konfrontiert werden. Und es gilt im Kontext der Transformation ekhn2030, bei dem die Menschen Sehnsucht nach einem theologisch reflektierten Kirchenbild haben.

Wir werden nur dann eine Zukunft als evangelische Landeskirche haben, wenn wir – so sagt es auch die aktuelle Kirchenmitgliedschafts­untersuchung – „miteinander in Spannung stehende“ Herausforderungen bewältigen. Das bedeutet konkret: Wir veranstalten Popup-Veranstaltungen mit vielen Teilnehmenden und regelmäßige Veranstaltungen an verlässlichen Orten und zu verlässlichen Zeiten, ohne auf die Zahlen zu schauen. Wir sind offen für neue Orte und bewahren traditionsreiche Orte, die Menschen seit Jahrhunderten berühren. Wir sind offen dafür, dass Menschen kommen und gehen, wie sie wollen, und pflegen Strukturen, die verbindlichere Gemeinschaft ermöglichen. Und nicht zuletzt: Wir richten uns in unserem Tun und in unserem Lassen gemeinsam auf die Quelle unseres Glaubens aus, auf Gott.

 

Welche Erfahrungen haben Sie besonders geprägt, und wie haben sie Ihren Glauben beeinflusst?

Christiane Tietz: Als Kind bin ich evangelisch sozialisiert worden, durch regelmäßigen Besuch eines Kindergottesdienstes in der Bergkirche in Frankfurt-Sachsenhausen. Dort habe ich gespürt: Es gibt Gott. Das Beten hat mir meine Großmutter beigebracht.

Im Theologiestudium hatte ich dann eine tiefe Glaubenskrise und große Mühe, zu beten oder für mich in der Bibel zu lesen. Erst als ich die Jakobusgemeinde in Tübingen entdeckte, in welcher der Pfarrer eine große Breite von Frömmigkeitsstilen miteinander verband, fand ich wieder Heimat in der Kirche.

Schließlich prägte meinen Glauben die Erfahrung der schweren Krankheit eines Menschen in meinem direkten Umfeld. Ich wollte beten, wusste aber nicht, wie. Hier haben mir die Psalmen geholfen. Ich konnte mich in den alten Worten bergen. Anschließend fand ich Schritt für Schritt einen Weg, mein kritisches Denken und meinen Glauben zusammenzuführen.

 

Vor welchen Herausforderungen steht die EKHN Ihrer Meinung nach, und was würden Sie tun, um ihnen zu begegnen?

Christiane Tietz: Die EKHN steht vor der Herausforderung, die Ergebnisse der ForuM-Studie konsequent umzusetzen. Als Kirchenpräsidentin trage ich dafür Sorge, dass die im Beteiligungsforum entwickelten einheitlichen Maßnahmen, z.B. zum Disziplinarverfahren, die auf der EKD-Synode im November verabschiedet werden sollen, bei uns umgesetzt werden. Ich setze mich dafür ein, dass das Thema auf allen Ebenen der EKHN, bis in die Gemeinden hinein, präsent ist, damit es zu einer Wahrnehmungs- und Haltungsänderung kommt. Und ich stehe dafür, dass wir uns den theologischen Anfragen stellen, die durch die Studie aufgeworfen werden, z.B. an unseren Wunsch nach Harmonie und an unsere Vorstellung von Gnade.

Die gesellschaftliche Reichweite der Kirche ist nach wie vor groß. Aber was bis vor kurzem in unserer Gesellschaft noch selbstverständlich war, unsere Demokratie und gesellschaftliche Vielfalt, ist gehörig unter Druck geraten. Das fordert uns alle heraus. Die evangelische Kirche ist ein vitaler Ort zum Pflegen demokratischer Prozesse, von Diskussionskultur und gesellschaftlicher Offenheit. Ich werde nachhaltige, wirksame Formate fördern, die den sozialen Zusammenhalt insgesamt stärken, damit die EKHN ein wichtiger zivilgesellschaftlicher Faktor bleibt.

Die dritte große Herausforderung ist der Transformationsprozess ekhn2030. Es ist großartig, was es an neuen Ideen zum Kontakt mit den Menschen gibt, wie den MainSegen in Offenbach und Frankfurt, „Heiraten to go“ in Birkenau im Odenwald oder „Fromme Fritten“ in Hattersheim. Besonders wichtig sind mir Formate, bei denen Kinder und Jugendliche in der Entwicklung ihres Glaubens gefördert werden. Je konkreter dabei die Inhalte sind – biblische Geschichten, christliche Lieder, kirchliche Feste –, umso konkreter können sie Prägekraft entwickeln. Die aktuelle Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung hat festgestellt, dass 56% der Kirchenmitglieder sich am stärksten mit der örtlichen Gemeinde verbunden fühlen. Dies dürfen wir nicht aus dem Blick verlieren. Ich will in der EKHN wahrnehmend und aufmerksam bei den Menschen sein, damit in dem Prozess niemand verloren geht.

 

Welche Eigenschaften schätzen Sie an anderen Menschen besonders und warum?

Christiane Tietz: Empathie – weil dann Gespräche glücken.

Zuverlässigkeit – weil ich dann weiß, woran ich bei dem/der anderen bin.

Gastfreundlichkeit – weil ein entspannter gemeinsamer Abend eine wunderbare Unterbrechung des Alltags ist.

Alle drei Eigenschaften schätze ich bei anderen Menschen, weil sie Beziehungen stärken und tragen. Und mit diesen begegne ich auch selbst den anderen.

 

Welches Geräusch oder welchen Geruch verbinden Sie mit einem glücklichen Moment – und welcher war das?

Christiane Tietz: Wenn ich im Frühling das erste Mal morgens das überschwängliche Singen der Vögel bewusst wahrnehme. Das ist für mich in jedem Jahr ein besonders glücklicher Moment.

Diese Seite:Download PDFDrucken

to top