Pfarrerin Elke Stern-Tischleder geht in den Ruhestand
Als gelernte Handwerkerin ins Pfarramt
(c) DekanatPfarrerin Elke Stern-Tischleder09.06.2024 cw Artikel: Download PDF Drucken Teilen Feedback
Zahntechnikerin, Kirchenvorsteherin und Abiturientin
Elke Stern-Tischleder engagierte sich bereits früh ehrenamtlich für die Evangelische Kirche und übernahm 23 Jahre lang Verantwortung im Kirchenvorstand der Heilig-Geist-Gemeinde in Wiesbaden. Hier reifte auch der Wunsch heran, Theologie zu studieren.
Das setzte sie dann auch im Jahr 1985 in die Tat um und begann in Mainz, Theologie zu studieren. Parallel zur Arbeit. Lange pendelte sie zwischen Studium und dem Labor in Mainz. „Das waren schon zwei Welten“, erinnert sich Elke Stern-Tischleder. „Zu Beginn des Studiums habe ich die Sprache der Theologiestudierenden nicht richtig verstanden“, gibt sie zu. Das Studium eröffnete dennoch für sie eine ganz neue Welt. „Aber ich habe auch lange daran gezweifelt, ob ich das Studium mit den drei Sprachen und den Herausforderungen schaffe“, gibt sie zu.
Am Anfang viel Mut gebraucht
Zunächst arbeitete sie religionspädagogisch, bevor sie dann ihren Dienst als Vikarin 1999 in der Wiesbadener Bergkirche antrat. „Ich brauchte damals viel Mut“, sagt sie. Mut für die erste Beerdigung. Mut für die erste Predigt auf der hohen Kanzel in der Bergkirche. Dabei begleitet sie ihr Leben lang ein Vers aus dem Brief des Paulus an Timotheus: „Denn Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit.“ (2. Tim 1.7) Schnell habe ich aber gemerkt: Der Beruf der Pfarrerin „das ist meins!“
2002 wurde sie dann vom damaligen Propst Dr. Sigurd Rink in der Reformationskirche in Bad Schwalbach ordiniert. In Bad Schwalbach baute Elke Stern-Tischleder das Konzept von KU3 auf. Was sie auch mit in den Rheingau nahm und etablierte. KU3 ist ein niedrigschwelliges Angebot für Kinder in der dritten Klasse, an dem auch ungetaufte Kinder teilnehmen können. Es ist ein schulisch anerkanntes Vor-Konfirmanden Projekt, in der vor allem spielerisch das Kirchenjahr durchgegangen wird. Die Kinder gestalten im Laufe der Zeit selbst zwei Gottesdienste, erleben unter anderem auch einen Tag zum Thema Tod und Auferstehung und verbringen einen Nachmittag mit den Seniorinnen und Senioren aus der Gemeinde.
2005 erreichte sie die Anfrage aus dem Rheingau, ob sie nicht nach Oestrich-Winkel wechseln wolle. Schnell stellte sich heraus, dass es im „fröhlichen Rheingau einfach gepasst hat.“ Oestrich-Winkel sei eine „bodenständige“ Gemeinde. „Wir haben eine Sprache gesprochen, das ist nicht immer selbstverständlich“, resümiert die 63-jährige. Dabei haben ihr sicherlich ihre handwerkliche Ausbildung und die langjährige Erfahrung aus der Kirchenvorstandsarbeit sehr geholfen.
„Wollte in der Seelsorge besser werden“
In Oestrich-Winkel übernahm sie zunächst mit das Amt der Jugendpfarrerin, organisierte Konfitage mit dem Vincenzstift und übernahm Aufgaben in der dekanatsweiten Jugendarbeit.
Später begann sie eine langjährige Seelsorgeausbildung, weil sie „in Seelsorgefragen besser werden wollte.“ „Ich hatte immer Lust zu lernen“, ergänzt die gebürtige Wiesbadenerin. Insgesamt 10 Jahre ging die Ausbildung. „Seitdem führte ich Seelsorgegespräche anders“, betont sie. Eine ihrer Fragen bei einem Gespräch sei immer gewesen: „Was ist der Bedarf hinter dem Gespräch?“ Inzwischen ist sie Supervisorin und Kursleiterin und bildet jetzt Kolleginnen und Kollegen in der Seelsorge aus. „Eine wichtige Aufgabe dabei ist u.a. die Einübung von Nähe und Distanz, gerade auch angesichts der überaus beschämenden Missbrauchsfälle in unserer Kirche.“
Als sie 2005 nach Oestrich-Winkel kam, sei sie von Beginn an auf „großes Vertrauen gestoßen“, sagt sie dankbar. Sie spürte viel Solidarität und Unterstützung. Generell arbeitet die Theologin und Zahntechnikerin gerne im Team und schwärmt von den letzten Jahren, in der sie mit der heutigen Dekanin vom Dekanat Hochtaunus Dr. Juliane Schüz, zusammengearbeitet hat. „Es ist eine tolle Ressource mit Kolleginnen zusammen zu arbeiten“, sagt sie erfüllt. Wichtig dabei sei auch, dass der Humor in der kirchlichen Arbeit nicht zu kurz kommt. „Wir haben viel miteinander gelacht“ erinnert sie sich an ihre letzten Jahrzehnte in der Kirchengemeinde.
Die Theologin engagierte sich auch sechs Jahre im Dekanatssynodalvorstand und entwickelte das Konzept „DSV on the road“ bei der die Vorstandsmitglieder alle Kirchengemeinden bereisten. Die Ergebnisse gipfelten dann im „Tag der Schätze“ auf einer Dekanatssynode.
Kirche stärkt gesellschaftlichen Zusammenhalt
Für Elke Stern-Tischleder hat Evangelische Kirche eine wichtige Funktion in der Gesellschaft, nämlich Gemeinschaft zu bilden und zu fördern. In diese Gemeinschaft kommen unterschiedlichste Menschen, und werden so akzeptiert, wie sie sind. Und es entwickeln sich gemeinsame Ziele. „Kirche ist eine Gemeinschaft, die etwas bewirkt und den Zusammenhalt in der Gesellschaft stärkt“, ist sie überzeugt. „Unsere Aufgaben als Kirche ist es, Menschen zu stärken, sie wertzuschätzen und Hoffnung zu verbreiten.“ Am meisten freut sich die Pfarrerin Elke Stern-Tischleder darüber, wenn sie Menschen unterstützen kann, sich selbst weiterzuentwickeln. Wenn sie ihnen Mut machen kann, dass sie es selbst schaffen. Gerne hätte sie noch mehr Menschen gesehen und in sie hineingespürt. Noch mehr Zeit gehabt, um sich auf noch mehr Personen einzulassen, und vielleicht auch das eine oder andere heute anders zu entscheiden, sagt sie nachdenklich.
„Ich bilde unheimlich gerne aus“, betont sie. Viele Prädikantinnen und zwei Vikarinnen hat sie in ihrer Zeit als Pfarrerin ausgebildet. Auch im Ruhestand möchte sie weiter in der Seelsorgeausbildung arbeiten, als Beraterin und Supervisorin und sich vielleicht ein kleines Ehrenamt suchen. Und sich an einer Senioren-Universität einschreiben, um „ihren immer noch nicht ganz gestillte Lust am Lernen“ zu befriedigen. Daneben möchte sie mehr Sport machen: Bogenschießen, Aerobic und Yoga.
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