Pfarrerin Julia Rennecke startet im Rheingau
„Ich bin da hingegangen, wo mich das Herz hingezogen hat“
(c) Dekanat
13.02.2025
cw
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Rennecke kam von der Hannoverschen Kirche in die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau. Hier hat sie zunächst in der Propstei Nord-Nassau und dann im Dekanat Büdinger Land gearbeitet. Studiert hat sie in Göttingen. Ein Schwerpunkt ihres Studiums war die Kirchengeschichte. „Man muss die Vergangenheit kennen, um die Gegenwart zu verstehen und die Zukunft zu gestalten“, erklärt sie.
Dabei sind ihr alle Aspekte der Geschichte wichtig, die Literatur, die Musik sowie auch die Kunst. „Insbesondere die antiken, kunsthistorischen Kirchen-Mosaik-Funde der frühen Christen aus Rom oder Ravenna zogen mich während des Studiums in ihren Bann“, sagt sie. Aus diesen Mosaiken können man ganz andere Rückschlüsse zum damaligen Glauben ziehen. Ihre Augen leuchten, wenn sie von Italien spricht, „das ihr absolutes Lieblingsland ist“. „Nach Rom kann man gar nicht oft genug hinfahren“, schwärmt sie.
Als bewegtes Gesicht wahrgenommen werden
Im Pfarrhaus in Geisenheim ist sie mittlerweile eingezogen, auch wenn noch etliche Renovierungsarbeiten anstehen. Ihre ersten Kontakte und Gespräche in Geisenheim haben schon stattgefunden. „Ich habe bereits viele tolle und herzliche Begegnungen mit wunderbaren Menschen gehabt“, freut sie sich. Sie fühle sich bereits jetzt schon sehr wohl und angenommen. Derzeit besucht sie die zahlreichen Gruppen der Kirchengemeinde, damit die Menschen sie und sie die Menschen kennenlernen. „Ich möchte gerne als bewegtes Gesicht wahrgenommen werden und nicht nur als starres Bild im Gemeindebrief.“ Dabei ist es ihr wichtig den Menschen – egal in welcher Situation – stets auf Augenhöhe zu begegnen.
Erste Gottesdienste und Beerdigungen hat sie auch schon durchgeführt. Und freut sich, wenn sie für die Gottesdienste freie Hand bei der Gestaltung hat und auch mal „etwas neues ausprobieren“ könne. So ist es ihr wichtig im Gottesdienst das Predigt-Genre zu wechseln und alle Sinne anzusprechen. So gäbe es mal eine Erzählpredigt, mal werde ein Kunstbild eingebaut und mal gäbe es interaktive Elemente, wo die Besucherinnen und Besucher mit eingebunden werden. „Ich achte darauf, nicht zu lange zu predigen und versuche auch immer etwas von mir einzubringen“, verrät sie. „Die Menschen sollen sich besser fühlen, nachdem sie im Gottesdienst waren“, ist ihr Bestreben.
Seelsorge als ein Schwerpunkt
Ein Schwerpunkt ihrer Arbeit sei die Seelsorge, so die gebürtige Hannoveranerin, mit rheinhessischen und rheingauer Wurzeln. „Mir ist es absolut wichtig eine Atmosphäre des Vertrauens zu schaffen“. Sie wolle ein „Klima des Angenommen-Seins schaffen und hören und verstehen, was das Gegenüber brauche. „Man kann den gesamten Pfarrberuf durch die Seelsorgebrille sehen“, erklärt Julia Rennecke. Ihr gehe es darum Beziehungen aufzubauen und auch Wege zu Gott anzubieten. Dabei will Julia Rennecke, hilfreiche Erfahrungen aus eigenen schwierigen Zeiten an Menschen weitergeben. Vor wenigen Jahren verstarb ihr Mann, nach schwerer Krankheit. „Es ist wichtig, immer eine Kraftquelle zu haben“, weiß sie. Man dürfe bei Gott auch mal klagen. Solange man mit ihm in Verbindung bleibt. „Wir haben das immense Glück, dass wir einen Gott haben, der alle Niederungen des Leben selbst kennt, wir sind nicht alleine“, ermutigt die Theologin.
Pfarrerin Rennecke arbeitet sehr gerne mit Seniorinnen und Senioren zusammen. Sie hat auch schon etliche Erfahrungen mit der Arbeit in verschiedenen Seniorenheimen sammeln können. „Einsamkeit im Alter wird immer mehr zu einer Herausforderung“, konstatiert sie. „Da ist es wichtig als Kirche da zu sein.“ Gottesdienste könnten dabei eine Brücke schlagen zwischen Alt und Jung, ist sie überzeugt. Ältere hätten einen unheimlich großen Wissens- und Erfahrungsschatz, von dem andere Generationen profitieren könnten.
„Kirche ist für mich wie ein Buffet“
Für Julia Rennecke ist die Arbeit im Team wichtig, gemeinsam mit den haupt- und ehrenamtlich Mitarbeitenden sowie die Mitarbeiten im Gemeindebüro, den Küsterin und den Prädikantinnen und Prädikanten. Zurzeit sei sie mit ihren Hauptamtlichen Kollegen Jennifer Bücher (Oestrich-Winkel) und Dr. Christian Pohl (Rüdesheim) dabei zu schauen, wer im Team welche Schwerpunkte übernehmen wird.
Ihr ist es wichtig, „über den Tellerrand zu schauen“, betont sie. „Kirche ist für mich wie ein Buffet, bei dem ganz unterschiedliche Speisen angeboten werden.“ Menschen sollten die Vielfalt sehen und die Wahl haben, die unterschiedlichen Möglichkeiten kennenzulernen. Da biete der Nachbarschaftsraum Rüdesheim, Geisenheim und Oestrich-Winkel eine große Chance. „Kirche ist dann interessant, wenn sie einem Spaß macht“, ist ihre Erfahrung. Dazu müsse man mit Menschen sprechen und: „wir brauchen ihre Rückmeldungen“, so Rennecke.
Julia Renneckes Herz schlägt, neben dem Reisen, für die Musik. Vor allem klassische Opern und Musicals haben es ihr angetan. „Und ich mag Katzen jeder Größe, von den Großkatzen im Zoo bis hin zu meinen beiden „Pfarrkatzen“ zu Hause.
Am 30. März wird Pfarrerin Julia Rennecke um 14 Uhr in der Evangelischen Kirche in Geisenheim von Dekan Klaus Schmid in ihren Dienst im Nachbarschaftraum eingeführt.
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