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Ökumenischer Hospiz-Dienst Rheingau feiert sein 25-jähriges Jubiläum

„Das gebrechliche Leben verliert nicht den Sinn“

(c) Dekanat / C. KaddarProfessor Giovanni Maio hielt einen denkwürdigen Vortrag über die Sorge.Professor Giovanni Maio hielt einen denkwürdigen Vortrag über die Sorge.

„Unsere Arbeit geschieht meist im Verborgen, hinter privaten Türen und nicht im Licht der Öffentlichkeit wie heute. Es wird nicht darüber gesprochen“, sagte Renata Kiworr-Ruppenthal, Hospiz-Pfarrerin, Vorsitzende und Geschäftsführerin des Vereins Ökumenischer Hospiz-Dienst Rheingau.

(c) Dekanat / Christa KaddarHospizpfarrerin Renata Kiworr-RuppenthalHospizpfarrerin Renata Kiworr-Ruppenthal

von Christa Kaddar

„Worüber wir im Hospiz-Dienst aber schon sprechen, ist die Wahrheit, dass das Sterben zum Leben dazugehört. Und dass auch unsere Toten immer, auch bei einem solchen Tag, mit dabei sind. So gedenken wir heute auch manchen treuen Verbundenen, die nicht mehr unter uns sind.“

Auch wenn die Arbeit eher im Verborgenen geschieht, zeigten die zahlreichen Gäste aus den verschiedenen Lebens- und Wirkungsbereichen am „Tag des Hospiz-Dienstes“, wie bedeutend der Ökumenische Hospiz-Dienst Rheingau für die Region geworden ist. Es war die Auftaktveranstaltung zum Veranstaltungsprogramm im Jahr des 25-jährigen Jubiläums. Musikalisch stimmte Schwester Lydia Stritzl, Benediktinerin, Kirchenmusikerin und Hospizhelferin mit klassischen Querflötenklängen von Bach den Tag ein.

„Es gibt Jahre, da denkt man, dass das Thema Tod mit uns nichts zu tun hat“, merkte Landrat Sandro Zehner in seinem Grußwort an, „aber Sie lernen schon früh, sich mit dem Tod auseinanderzusetzen und wissen, was wirklich zählt im Leben.“ Die Ärgernisse des Alltags seien nichts gegen das Ende des Lebens. Er habe schon als junger Bürgermeister von Taunusstein Erfahrungen mit dem Hospiz St. Ferrutius in seinem Stadtgebiet sammeln können, und er hatte von damals eine kleine Anekdote mitgebracht. Als er einen Hundertjährigen im Hospiz besucht habe, habe dieser ihm erklärt: „Ich bin nur 100 geworden, damit der Bürgermeister und der Pfarrer mich noch einmal besuchen.“ Der Mann habe zufrieden und um Einklang mit sich selbst gewirkt<s>. </s>

Geschäftsführerin Katrin Staab-Martini vom Zentrum für ambulante Palliativ-Versorgung (ZAPV) dankte Pfarrerin Beate Jung-Henkel, die den Hospiz-Dienst mit dem ZAPV zusammengeführt habe und versicherte: „Wir freuen uns auf die nächsten Jahre und die Zusammenarbeit mit dem Rheingau.“

„Was am Ende zählt“

Professor Giovanni Maio, Mediziner und Philosoph, seit 2005 Professor für Bioethik und Medizinethik an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg und Autor mehrerer Bücher beeindruckte die Besucherinnen mit seinem Vortrag: „Für eine Ethik der Sorge: Was am Ende wirklich zählt“. „Ich unterstütze diese Arbeit aus voller Überzeugung und aus ganzem Herzen“, versicherte er dem Publikum, dem er äußerst feinsinnige, bisweilen sehr philosophische Definitionen von „Sorge“ unterbreitete. Im Unterschied zu einer Routinehandlung bedeute Sorge, sich immer wieder einlassen auf das Gegenüber, zuhören und begreifen wollen. „Sorge hat nichts mit Bevormundung zu tun.“ Sorge sei reziprok, wechselseitig, immer auf Augenhöhe.

„Was will Hospizarbeit?“ fragte er. „Wir können nicht sagen: Wir wollen heilen.“ Die Sorge erkläre sich dadurch, dass es nichts mehr gebe, wo man noch etwas tun könne. Sorge bedeute, dem anderen das Gefühl zu geben, ein ganzer Mensch zu sein, auch in der größten Pflegebedürftigkeit, auch in der größten Hinfälligkeit. „Auch in dieser prekären Situation gilt die Zusage, dass das Leben in der abschließenden Phase noch Sinn macht, weil dieser Mensch nicht alleine gelassen wird“, betonte der Professor.

„Sie haben Menschen, die durch ihre Hinfälligkeit an den Rand gedrängt werden, in die Mitte geholt. Diese Menschen sind Menschen mit Würde. Jeder Mensch ist unverwechselbar kostbar. Die Menschen haben das Gefühl, das sie noch ‚jemand‘ sind. Machen Sie weiter so!“, appellierte der Professor an die Verantwortlichen des Hospiz-Dienstes Rheingau.

Ein Hoffnungsgarten

Zwischen Hospizgebäude und dem Krankenhaus befindet sich der „Hoffnungsgarten“. Der schlichte Gartenbereich könnte schöner sein – da ist sich Renata Kiworr-Ruppenthal mit einem Projektteam einig Hospizhelferin Sylvia König, hat einen Entwurf, der gemeinsam vom Projektteam erarbeitet wurde, an Ole Saß, Professor für Landschaftsarchitektur an der Hochschule Geisenheim weitergeleitet hat. Dort sollen Konzepte für den Hospizgarten im Rahmen des Masterstudiums entwickelt werden, die anschließend von professionellen Garten- und Landschaftsbauern umgesetzt werden sollen. „Ein schöner Garten kann nicht nur Trost spenden, sondern auch wertvolle Momente des Friedens und der Reflexion bieten – sowohl für unsere Gäste als auch für ihre Angehörigen“, so das Projektteam.

Beate Hollingshaus, Pastoralreferentin von Heilig-Kreuz Rheingau und Zweite Vorsitzende des Hospiz-Dienstes, wies auf die Verdienste der Vorgängerin von Renata Kiworr-Ruppenthal, Beate Jung-Henkel, hin. Gemeinsam mit dem damaligen Pfarrer von St. Jakobus Rüdesheim, Dr. Thomas Löhr, habe Jung-Henkel den Ökumenischen Hospiz-Dienst – damals noch Hospiz-Initiative genannt – im Jahr 2000 als Verein gegründet. 2002 sei sie die erste Hospiz-Pfarrerin bundesweit gewesen. 2022 erhielt sie das Bundesverdienstkreuz. Heute arbeiten sechs hauptamtliche Hospizschwestern unter der Leitung von Lone Petry, und etwa 30 ausgebildete Ehrenamtliche tragen die nicht-pflegerische Betreuung von todkranken Menschen und ihren Angehörigen mit.

Die Einrichtung des Hospizzimmers im Jahr 2005 war für viele Sterbende und ihre Angehörige ein tröstlicher Ort. Aufgelöst werden konnte es, als das St. Josefs-Hospital 2016 seine Palliativstation eröffnete.

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