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3-fach Jubiläum in Bärstadt

Kleinod der Orgelkunst

(c) DekanatDreiteiliges Bild: Pfarrer Eberhard Geisler auf der Kanzel, in der Mitte ein Bild der Jubiläums-Orgel und rechts Dekan Klaus Schmid auf der KanzelPfarrer Eberhard Geisler und Dekan Klaus Schmid beim dreifach-Jubiläum

Mit einem musikalischen Festgottesdienst und einer „Dreifach-Predigt“ hat die Evangelische Kirchengemeinde Bärstadt am Wochenende 250 Jahre Stumm Orgel, 300 Jahre Kirchenschiff und 1050 Jahre Bärstadt gefeiert. Organistin Petra Mohr und Flötistin Barbara Menges eröffneten den Gottesdienst mit zwei Stücken für Orgel und Blockflöte. Eine eher ungewöhnliche Komposition.

Das Besondere: Barbara Menges hat ihre Blockflöte extra für die spezielle Stimmung der denkmalgeschützten Bärstadter Stumm-Orgel anfertigen lassen. „Das lässt uns hoffen, dass wir noch öfter Flöte und Orgel in dieser Kirche hören werden“, freute sich Pfarrer Eberhard Geisler.

Geisler und Dekan Klaus Schmid teilten die Predigt in drei Abschnitte auf. Jeder widmete sich einem der Jubiläen. Geisler blickte zurück auf die Anfänge des Dorfes Bärstadt. Irische Mönche haben wohl das Christentum nach Bärstadt gebracht, erklärt der Ortspfarrer. Passend dazu wurde der Kirchenvorstand angefragt, ob er beim kommenden Kerbezug als Mönche verkleidet mitlaufen kann. „Gott geht mit den Menschen durch die Zeit, schon immer“, so Geisler zu den Besuchern in der vollbesetzten Kirche. Er erklärte, dass das Christentum von Ägypten zur Westküste Englands, Irlands und Schottlands gebracht wurde. Und begeisterte Mönche dann in die weitere Welt gezogen seien. Eben auch nach Bärstadt. Die Kirche habe es sich dann aber im Laufe der Jahrhunderte zu leicht gemacht, mahnte Geisler. Nachdem Karl der Große quasi die Zwangstaufe eingeführt habe, „ging die Leidenschaft verloren.“

Orte geschaffen, um Spiritualität Ausdruck zu geben

„Menschen haben sich immer Orte geschaffen, um der spirituellen Seite des Lebens Ausdruck zu geben“, führte Geisler im zweiten Teil der Predigt aus. Es brauche solche Orte, seien es Stonehenge, die ägyptischen Pyramiden oder eine bescheidene Dorfkirche im Taunus, „um sich an diese Quelle, an diese Wirklichkeit zurückzubinden. So sind regelrechte Gedächtnisspeicher entstanden“, so Eberhard Geisler. Aber: Traditionen lebten nur dann weiter, wenn man sie mit Leben fülle. Dekan Klaus Schmid betonte im Blick auf das Orgel-Jubiläum, dass der „deutschsprachige Gemeindegesang von Beginn an ein Kennzeichen evangelischer Kirche war.“ Mit der Reformation entstanden deutschsprachige Choräle. Luther und andere schrieben geistliche Texte, die oftmals auf bekannte und volkstümliche Melodien gesungen wurden, die alle kannten. Die große Bedeutung dieser Kultur für die musikalische Bildung, wie auch für die Bildung im Allgemeinen, sei nicht zu unterschätzen. Nach und nach sei schnell der Ruf nach einem Begleitinstrument laut geworden. Schließlich habe sich die Orgel durchgesetzt, die „Königin der Instrument“, wie Mozart sie einst beschrieb. „Dabei gab es Orgeln schon lange vor Luther und der Reformation. Das erste orgelähnliche Instrument wurde bereits um das Jahr 246 vor Christus in Alexandria gebaut“, erklärte Schmid.

Kleinod der Orgelkunst

Schmid nannte die 251 Jahre alte Orgel ein „Kleinod der Orgelbaukunst.“ Sie wurde von der zweiten Generation der weltberühmten Orgelbauerfamilie Stumm aus dem Hunsrück gebaut. Sie sei einzigartig und besonders. „Sie ist die sicherlich wertvollste Denkmalsorgel unserer gesamten Propstei und steht ausgerechnet hier, weil Bärstadt früher das kirchliche Zentrum von insgesamt 16 Dörfern im Untertaunus war, die zu einem Kirchspiel miteinander verbunden wurden. Übrigens gehörte damals auch „Langenschwalbach“, das heutige Bad Schwalbach dazu“, führte Klaus Schmid aus. Was alles in der Orgel steckt, brachte Organistin Petra Mohr immer wieder beeindruckend zu Gehör. Mal leise, hell und verspielt, mal lebhaft bis in die tiefsten Töne, ließ sie gefühlt alle Pfeifen zu Bestform auflaufen.

Die Orgel habe damals den Gegenwert von zwei großen Bauernhöfen gehabt, erklärt Schmid und bezeichnete sie als Sinnbild für die Gemeinde. „Sie verbindet Generationen von Menschen. Und jeder ihrer Töne ist einzigartig, einmalig, so wie die Kinder Gottes einmalig und einzigartig sind. Unendlich wertvoll, weil sie von Gott erschaffen und gewollt sind.“

Kirche muss sich verändern

Um ihrer Bestimmung gerecht zu werden, benötige die Orgel Wind. Diesen Wind brauche die christliche Gemeinde ebenso. Griechisch heißt Wind „Pneuma“. Dieses Wort nutze das Neue Testament, um den Geist Gottes zu bezeichnen. „Er erschafft die Gemeinde, er ist es, der dafür sorgt, dass Kirche lebt und eine Zukunft hat.“ Und mit Blick auf die Zukunft der Kirche betonte der Dekan, dass sich in den nächsten Jahren in der Evangelischen Kirche viel verändern müsse, „weil sich um uns herum sehr viel verändert.“ Die Kirche müsse ihre Komfortzonen verlassen, hinausgehen wo die Menschen sind, „statt darauf zu warten, dass sie zu uns kommen.“ Es gelte neue Wege der Verkündigung zu finden. „Wir werden in den nächsten Jahren, angetrieben von Gottes Geist manche Register ziehen müssen, um die Menschen zu erreichen.“

Musikalisch wurde der Gottesdienst zudem vom gemischten Chor Frohsinn unter der Leitung von Maarten van Leer begleitet, der das bejubelte Kirchenschiff förmlich mit seinem Gesang durchflutete. Mal als sanfte Begleitung bei der Fürbitte, mal mit einem mitreißenden Lied wie „Lobe den Herrn“, das die gesamte Gemeinde animierte als Kanon mit zu singen.

Weitere Informationen unter:www.stumm-orgel-baerstadt.de.

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