Dekanat Rheingau-Taunus

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Pfarrerin Anette Kassing

Gemeinschaft, Glauben und Benzingeruch sind Heimat

(c) DekanatPfarrerin Anette KassingPfarrerin Anette Kassing

Sie ist ein Sonntagskind und ein „doppelter Aprilscherz“. Denn: Ab dem 1. April beginnt Pfarrerin Anette Kassing offiziell ihren Dienst in der Evangelischen Kirchengemeinde Bad Schwalbach und Adolfseck. Die erste Amtshandlung des Rheinhessischen Propstes Dr. Volker Schütz war es, Pfarrerin Anette Kassing, ebenfalls an einem am 1. April, in den ihren Dienst, damals als Hochschul-Pfarrerin einzuführen.

Das war vor 20 Jahren. Jetzt freut sich die 56-jährige  - trotz aller derzeitigen Umstände –, ihren Dienst als Gemeindepfarrerin aufnehmen zu können. Es ist damit die wohl die kürzeste Vakanzzeit, die es je im Dekanat Rheingau-Taunus gab, meint Dekan Klaus Schmid. Ist Pfarrer Matthias Kraft doch erst im Januar dieses Jahres verabschiedet worden.

Aufgewachsen ist Kassing in Wissenbach bei Dillenburg. Sie liebte das Kirchengeläut in ihrem Ort, „aber ansonsten hatte ich mit Glauben gar nix zu tun“, gibt sie unumwunden zu. Obwohl der Pfarrer ihr Nachbar war. Sie wohnte im Haus der Gasolin-Tankstelle und durfte hin und wieder auch mal die großen Autos betanken. „Bis heute ist der Geruch von Reifen, Benzin und Werkstatt deshalb Heimat für mich“, sagt sie strahlend. Auch wenn ihr natürlich ein Wald viel lieber ist.

Ihre Augen leuchten, wenn sie von Erinnerungen aus ihrer Kindheit erzählt. Der Tüte Pommes für 50 Pfennig, dem Nähmaschinenladen und die Erinnerungen an die Wissenbacher Kirche, die nach dem Vorbild der Wiesbadener Bergkirche gebaut wurde.

Die Heilig-Abend Gottesdienste und der Kindergottesdienst hatten es ihr dann doch angetan. „Weil dort so schöne Geschichten erzählt wurden und wegen der Gitarre“, erklärt Kassing. Sie liebt Gespenstergeschichten über alles und hat selbst mal Comics entworfen.

„Nicht einfach nur glauben“

Anette Kassing ist jemand, „die nicht einfach nur glauben will“, sondern vieles hinterfragt und diskutiert. Dieses Gegenüber fand sie dann im Ortspfarrer im Religionsunterricht. „Den konnte ich fragen: warum ist der Glauben für Dich wichtig?“ Die Auseinandersetzung über die Frage, was der Sinn des Lebens sei, hat sie seit jeher geprägt. Ganz oben stehe die Gemeinschaft, erklärt sie. Diese fand Kassing dann in einem Schülerbibelkreis. Dort wurde zusammen gebetet, gesungen, diskutiert, gekocht, abgewaschen, getanzt…Gemeinschaft war spürbar.

Freut sich auf Gemeinschaft in Bad Schwalbach und Adolfseck

Gemeinschaft, das ist etwas worauf sie sich jetzt auch in ihrer Stelle freut. „Ich bin lange keine Gemeindepfarrerin gewesen“, sagt Kassing, die ehemalige Studentenpfarrerin und Stadtkirchenpfarrerin an der Wiesbadener Marktkirche. „Ich freue mich mit anderen in Gemeinschaft zu sein, zu fragen, zu finden, ganz konkret.“ Sie möchte mit anderen überlegen, wie man Glauben leben kann, und was man sich traut davon zu zeigen. Gerade in Zeiten von Corona und Krankheit sei es wichtig, auch das Schöne ins Auge zu fassen und sich von biblischen Texten positiv inspirieren zu lassen.

Architekturbegeistert und Hörfunkjournalistin

Beinahe hätte Anette Kassing Architektur studiert. Weil sie es liebt, Räume einzurichten, zu gestalten, so wie damals die Kirche der Studierendengemeinde in Mainz. Bauvorhaben und Renovierungen empfindet sie bis heute nicht als lästig, sondern es macht ihr Spaß. Dann entschied sie sich aber doch für die Theologie. Weil sie alles, nicht nur die biblischen Texte, vom „Leben her aufrollen möchte.“ Sie studierte in Wuppertal, Tübingen und Marburg. In Marburg sprach sie Literatur für Blinde auf Tonband. Ein Jahr studierte sie danach in Amsterdam Pädagogik und spricht heute noch fließend Holländisch.

Sie arbeitete 1993 und 1994, nach ihrem Vikariat in Mainz, als Hörfunkjournalistin für Antenne Thüringen im Evangelischen Hörfunkdienst.

1995-2000 trat sie ihre erste Pfarrstelle in Mainz in der Oberstadt an, bevor sie dann in die Evangelische Studierendengemeinde (ESG) Mainz wechselte. Dort blieb sie über 15 Jahre. „Ich habe ein großes Bedürfnis nach Kommunikation und echter Begegnung“, betont Anette Kassing. „Die Menschen brauchen Gemeinschaft, wollen irgendwo andocken“. In diesen Zeiten wird das wohl sichtbarer als sonst.

„Nur wo Spaß ist, fließt es“

„Nur da, wo es Spaß macht, fließt es“, ist die passionierte Radfahrerin und Joggerin überzeugt. Und hofft, dass sie das an ihrer neuen Wirkungsstätte rüberbringen kann. Sie möchte, dass auch Kirchenvorstandsarbeit Spaß macht. Dass Kirche von den Menschen her denkt und Inhalte und Projekte anstößt. Sie findet es hochspannend, nach Konzepten für die Zukunft der Kirche zu schauen.

Dabei will sie genau drauf schauen, was die Ehrenamtlichen und Menschen in Bad Schwalbach und Adolfseck mitbringen. „Ich möchte gerne die Menschen mit dem christlichen Glauben in Kontakt bringen und schauen, was sie brauchen.“ Anette Kassing freut sich auf die Zusammenarbeit mit den neuen Kolleginnen und Kollegen, den Ehrenamtlichen und die Arbeit in den drei Kirchen. Die Künstlerin Madeleine Dietz, die den Altarraum in der Reformationskirche gestaltet hat, kennt sie persönlich.

Der Bibelvers „Vertraut den neuen Wegen“, ist ihr Lebensleitmotiv. „Ich möchte immer nach vorne schauen, nicht lamentieren.“ Dabei könne auch die Musik helfen, „die etwas zum Klingen bringt, was über den Kopf sonst einen schweren Zugang hat.“

Die offizielle Einführung am 5. April ist vorerst verschoben, aber ab dem 1. April ist Pfarrer Anette Kassing im Dienst und erreichbar. Wenngleich hauptsächlich telefonisch und digital.

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