Dorf rennt 1400 Runden für die Kirche -13.000 Euro erlaufen

veröffentlicht 14.09.2025 von Christian Weise, Dekanat Rheingau-Taunus

Der bange Blick auf die Wetter-App in den letzten Tagen war nicht nötig. Am Tag des Sponsorenlaufs für die Dachsanierung der Walsdorfer Christuskirche herrschte perfektes Laufwetter. Weit über 100 Läuferinnen und Läufern im Alter zwischen drei und 82 Jahren erlaufen gut € 13.000.

Pfarrerin Katarina Prosenjak-Jenkins ist noch ganz außer Atem. Sie ist 20 Runden á 400 Meter gelaufen und hat mit acht Kilometern in einer Stunde einen neuen persönlichen Rekord aufgestellt. „Ich hatte gehofft, dass ich 15 Runden schaffe“, sagte sie mit einem erschöpften Lächeln. Vor dem Jugend- und Erwachsenenlauf sind viele der knapp 30 Kinder im Grundschulalter die 45 Minuten gelaufen. „Ich hätte nie gedacht, dass die so viele Runden laufen“, sagt einer der Sponsoren leicht verunsichert. Eine Runde betrug 200 Meter. 

Sponsoren sagen Läufer pro Runde festen Betrag zu

Im Vorfeld hatten die Läufer und Läuferinnen Sponsoren gesammelt, die ihnen einen festen Betrag pro Runde zusicherten. Die fünfjährige Rosalie hat € 280 Euro erlaufen. Die meisten Runden erläuft Jonathan mit 42 Runden, knapp dahinter kommt Noah mit 38 Runden. Joe läuft mit nicht viel weniger Runden € 508 Euro ein. Ich hoffe, dass ich über € 1.000 erlaufen kann“, sagt Katarina Prosenjak-Jenkins Am Ende sind es stolze € 2.700. Ihr prominentester Sponsor ist Bürgermeister Christian Herfurth, „mir stehen schon die Schweißperlen auf der Stirn“, hatte er vor dem Start noch gesagt. 

Läufersegen zeigt große Unterstützung des Dorfes

Im Gottesdienst vor den beiden Läufen hatte Prosenjak-Jenkins die Laufschuhe schon an. „Ich bin heute als Läuferin und Pfarrerin hier und etwas aufgeregt“, gibt sie zu. Dazu besteht eigentlich kein Grund, denn schon beim Läufersegen in der Kirche wird deutlich, dass tatsächlich fast das ganze Dorf hinter der Aktion steht und mitrennt. Halbprofessionelle Läufer(-familien) im Läuferdress, kleine Kinder aber auch ältere Menschen sind dabei. Sie alle stellen sich unter den Segen Gottes. Wie Gerhard Böß, der mit 82 Jahren und Wanderstöcken die anspruchsvolle Strecke mit etlichen Steigungen entlang der Kirche und Kopfsteinpflaster laufen will. „Ich laufe mehrfach die Woche zwei Kilometer, da wollte ich auch hier dabei sein“, erklärt er fröhlich. 

Zuschauer treiben Läufer voran

Die Stimmung entlang der Strecke ist enorm: „Beim Anstieg kurz vor dem Zieleinlauf denkt man, jetzt geht nichts mehr und dann wird man hier so empfangen und angefeuert, dass man wieder neue Kraft hat“, sagt einer der erstplatzierten Läufer ganz euphorisch. Euphorisch wird es auch, als Markus Döring mit seinem Rollator über das schwierige Pflaster hinweg läuft. Ganze sechs Runden schafft er. „Sensationell“, sagt einer der Zuschauer. Familie Kleinert läuft erst mit der angemeldeten Enkelin im Kinderwagen die Kinderrunde und anschließend noch mit weiteren Familienmitgliedern die Erwachsenenrunde. „Das hat richtig Spaß gemacht, Danke!“, sagt Astrid Kleinert als sie ihre Läuferkarte einreicht. Beeindruckend ist auch die Walsdorfer Feuerwehr, die sich spontan als Gruppe angemeldet hat. Joel Conradi und Willi Leichtfuss gehen sogar vier Runden, also 1600 Meter, mit kompletten Atemschutz ins Rennen. Kurz dahinter kommt die 80-jährige Marianne ins Ziel. „Ich wollte eigentlich nur eine Runde laufen, jetzt waren es doch fünf, und das mit zwei Prothesen an den Beinen.“ Manche Läufer sind so viele Runden gelaufen, dass sie noch mit ihren Sponsoren klären müssen, ob sie die unerwarteten Runden ebenfalls unterstützen. „Ich hatte eigentlich ein Limit von zehn Runden gesetzt bekommen“, sagt Organist Marc Kling. Insgesamt ist er aber 18 Runden gelaufen. Kling ist nicht der Einzige, dem es so geht, es zeigt wie motiviert viele der Laufenden waren. 

Am Tag melden sich noch etliche Läuferinnen und Läufern an, so dass man weit über 100 Teilnehme habe, freut sich Andrea Walter von der Anmeldung. Von den Kindern und Jugendlichen hatten einige sogar noch ein Fußballspiel am Vormittag. Unter ihnen auch Till Spiller und Felix Budde, die dennoch rekordverdächtige 29 Runden geschafft haben. 

Rund um die Kirche findet derweil das Kirchenfest statt. Steaks, Würstchen, Getränke oder auch das Kinderschminken lockt sehr viele Besucher an die Christuskirche, die derzeit eine Baustelle ist. Ortsvorsteher Karl-Heinz Massier, Bürgermeister Herfurth und Prosenjak-Jenkins bedankten sich bei den Organisatorinnen, allen voran Bianca Stollberg, die die Idee hatte und den Sponsorenlauf ins Leben rief.