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Erziehungswissenschaft und Missbrauch

Hessen-Nassau fördert Studie zu Pädagogik und sexualisierter Gewalt

EKHN/S. MohrNulltoleranz - gegen MissbrauchEs gibt viele Formen von Gewalt, alle wirken zerstörerisch

Die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau beteiligt sich an einer Studie über pädagogische Lehren und den Zusammenhang mit sexualisierter Gewalt und Mißbrauch im kirchlichen Kontext. Im Fokus steht dabei auch die Reformpädagogik der 1960er Jahre.

 

Hat die liberalere Sexualerziehung ab den 1960er Jahren auch in der evangelischen Kirche dazu beigetragen, dass Kinder und Jugendliche vermehrt Opfer sexualisierter Gewalt wurden? Unter anderem dieser Frage will die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) sowie vier weitere Landeskirchen, darunter auch die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau, jetzt wissenschaftlich klären lassen. In Frage steht dabei auch: So wichtig die pädagogischen Impulse dieser Zeit für die Entwicklung einer selbstbestimmten Sexualität waren, so sehr häufen sich gleichzeitig auffällig viele Beispiele dafür, wie sie instrumentalisiert wurden, um sexualisierte Gewalt von Erwachsenen gegenüber Minderjährigen zu kaschieren oder zu legitimieren.

Auch im Wirkungsfeld der evangelischen Kirche gab es seinerzeit hoch angesehene Pädagogen aus der Schule der modernen Reformpädagogik wie der Psychologe und Sozialpädagoge Helmut Kentler, der mit anderen für diesen heute höchst umstrittenen pädagogischen Ansatz steht. Eine Vorstudie unter dem Titel "Bedeutung sexualpädagogischer Diskurse für die strukturelle Begünstigung sexualisierter Gewalt im Raum der evangelischen Kirche" durch ein Team der Humboldt-Universität in Berlin unter der Leitung der Eriehungswissenschaftlerin Prof. Dr. Jeannette Windheuser soll nun diesen Fragestellungen nachgehen und zunächst die Quellenlage prüfen. Erste Ergebnisse sollen in vorraussichtlich sechs Monaten vorliegen. 

 

 

Mitteilung der Fachsstellen gegen sexualisierte Gewalt

 

Vorstudie zur Bedeutung sexualpädagogischer Diskurse für die strukturelle Begünstigung sexualisierter Gewalt im Raum der evangelischen Kirche wird von einem Team der Humboldt-Universität Berlin durchgeführt.

Die evangelische Kirche will aufarbeiten, inwiefern die Instrumentalisierung sexualpädagogischer Diskurse eine Rolle für sexualisierte Gewalt in Kirche und Diakonie spielten. Um eine weitere wissenschaftliche Grundlage für die Aufarbeitung zu schaffen, stellt die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) in Kooperation mit der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern, der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers, der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau sowie der Evangelischen Kirche im Rheinland eine finanzielle Zuwendung für die unabhängige Erforschung dieses Zusammenhangs bereit. Mit diesen Mitteln wird zunächst die Vorstudie „Die Bedeutung sexualpädagogischer Diskurse für die strukturelle Begünstigung sexualisierter Gewalt im Raum der evangelischen Kirche“ von einem Team der Humboldt-Universität unter Leitung der Erziehungswissenschaftlerin Prof. Dr. Jeannette Windheuser durchgeführt.

„Zu den sexualpädagogischen Diskursen werden zeitgenössische Verständnisse von Sexualerziehung ab Mitte des 20. Jahrhunderts gezählt, die den Zusammenhang von Sexualität und Generationenverhältnis im Raum der evangelischen Kirche strukturieren“, erklärt Prof. Windheuser. „Dazu können unterschiedliche Positionen im Spektrum zwischen autoritären, Sexualität negierenden, bis hin zu liberalen bzw. emanzipativen Positionen gehören. Grundsätzlich muss betont werden, dass Sexualpädagogik eine notwendige und sinnvolle pädagogische Aufgabe erfüllt. Jedoch kann dieses Anliegen durch Missdeutung des Generationenverhältnisses und/oder durch Instrumentalisierung des Themas Sexualität unterlaufen werden und so strukturell sexualisierte Gewalt begünstigen.“

Die Vorstudie wird die Quellenlage hinsichtlich möglicher Archivmaterialien und Zeitzeug:innen bzw. Betroffener prüfen, die Aufschluss über die Bedeutung sexualpädagogischer Diskurse für die strukturelle Begünstigung sexualisierter Gewalt gegen Kinder und Jugendliche im Raum der evangelischen Kirche geben könnten. Die Vorstudie ist auf sechs Monate angelegt und hat zum Ziel, eine Hauptstudie zu konzeptionieren. Die Hauptstudie hätte dann zur Aufgabe, den oben beschriebenen Zusammenhang vor dem Hintergrund der Rechercheergebnisse zu untersuchen.

Zentraler Ort der Beratung über die Ergebnisse der Vorstudie und das weitere Vorgehen wird das Beteiligungsforum Sexualisierte Gewalt sein.

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