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2Flügel in Idstein

Ein Feuerwerk berührender Goldmomente

(c) Dekanat / C. Weise2Flügel in Idstein mit ihrem Programm "Goldzwanziger"2Flügel in Idstein mit ihrem Programm "Goldzwanziger"

„Es war so sehr berührend“, sagt eine Besucherin beim Rausgehen. Berühren, das wollen die Theologin Christina Brudereck und Ihr Ehemann Ben Seipel, Musiker und Dozent an der Musikhochschule in Köln, Ben Seipel. Sie nennen sich #2fluegel und was sie machen ist kein Konzert und auch keine Lesung. Sondern irgendwie dazwischen oder doch beides. „#Goldzwanziger“ heißt ihr Programm, dass sie erstmals wieder seit der Pandemie in der gut gefüllten Idsteiner Unionskirche aufführen.

Das Programm beginnt mit 32 Takten Stille und der ukrainischen Nationalhymne. Ein goldenes Ginkoblatt liegt auf den Sitzen.

Es ist ein Erinnern, an die Goldenen Zwanziger Jahre des 20. Jahrhunderts. An die gerade begonnen Zwanziger Jahre des 21. Jahrhunderts und an die eigenen Zwanziger Jahre. „Ich bin nicht ewig schön, ich muss langsam mal nett werden“, sagt Christina Brudereck verschmitzt als sie sich mit dem Älter werden auseinandersetzt. „Früher war vieles leichter, ich zum Beispiel“. Der Abend ist eine Mischung aus Humor, Melancholie, Erinnern und feinster Poesie. Brudereck nimmt die Besucherinnen und Besucher mit auf die Reise ihrer Großmutter, die den 1920er Jahren in die Masuren reiste, um die Familie ihres zukünftigen Mannes kennen zu lernen. Seipel verzaubert die Gäste mit seiner Musik und Gesang. Er eröffnet den Reigen mit dem Maple Leaf Rag, für den man eigentlich drei Hände benötige. „Deshalb spiele ich so schnell, damit man die Fehler nicht hört“, sagt der Banause fröhlich, wie ihn Brudereck liebevoll nennt. Später wird er die Zuhörenden mit seinem Loop fesseln, dem Glockenspiel aus seiner Kindheit und einer musikalischen Zeitreise aus seinem Leben mit 20 Liedern.

„Wo waren Sie als Sie zwanzig waren?“, fragt Christina Brudereck das Publikum und erzählt wie Astrid Lindgren in ihren Zwanzigern als Sekretärin in einer Radioabteilung begann und wie Martin Luther King sich in seinem Studium mit Rassentrennung und Mahatma Ghandi beschäftigte. Dass Dietrich Bonhoeffer mit 20 Jahren bereits Doktor der Theologe war und Johann Sebastian Bach 400 Kilometer zu Fuß zu einem Konzert von Dietrich Buxtehude fuhr, weil er sich für die Stelle dort interessierte, sie aber dann letztlich nicht antrat, weil er dafür die älteste Tochter von Buxtehude hätte heiraten müssen.

Bein Seipel stimmt das „Halleluja“ von Leonhard Cohen an und keiner muss es mehr Corona-konform summen, sondern die Menschen in der Unionskirche singen – erstmals seit der Pandemie - aus vollem Herzen mit. Ein weiterer anrührender Moment.

Über den Mut von Frauen in den 1920ern und dem Schicksal von Ernst Barlach und der Tatsache das wenn man 50 ist und die Buchstaben aus der Nähe nicht mehr gut sehen kann, dafür aber Idioten schon von weitem erkennt, bis hin zu einer Kette von fantastischen Versprechern begeistern und berühren 2Flügel die Menschen und schaffen so – immer wieder – kleine und große Goldmomente, die mit stehenden Ovationen zum Abschluss kommen.

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